1,5 Millionen Medikamentenabhängige in Deutschland

Nach dem alarmierenden UN-Suchtbericht rechnet die Bundesärztekammer auch in Deutschland mit einem hohen Bevölkerungsanteil von Medikamentenabhängigen.
Eineinhalb Millionen Deutsche seien bereits von verschreibungspflichtigen Arzneien abhängig, die gleiche Zahl von Menschen sei in der Bundesrepublik von der Abhängigkeit bedroht, sagte die Vorsitzende des Ausschusses Sucht und Drogen bei der Bundesärztekammer, Astrid Bühren, am Samstag im Deutschlandradio Kultur.

Ursachen sieht Bühren unter anderem im Patientenverhalten, in Verschreibungsgewohnheiten und durch die mangelnde Zeit der Ärzte: „Die Arbeitsbedingungen sind derzeit in der Praxis nicht so förderlich. Die sprechende Medizin ist nicht das Gebiet, das ausreichend honoriert wird oder wofür ausreichend Zeit da ist.“

Bühren betonte aber, dass die Bundesärztekammer ihre Verantwortung in diesem Bereich erfülle. Ein entsprechender Leitfaden für Ärzte stehe kurz vor dem Abschluss: „Das ist ein Leitfaden, der den Ärztinnen und Ärzten für die tägliche Praxis an die Hand gegeben wird.“ Der Leitfaden helfe den Medizinern bei der Einschätzung der Patienten und bei dem Gespräch mit Süchtigen und Suchtgefährdeten.

Als Anzeichen für eine Medikamentensucht nannte Bühren Schwierigkeiten bei dem Verzicht auf die Arzneien, eine erhöhte Toleranz bei der Medikamentenwirkung und die Vernachlässigung von Alltagsaufgaben. Für den Weg aus der Medikamentenabhängigkeit sei vor allem die Bereitschaft, über das Problem zu reden, wichtig.