Zwischen Stau und Überholspur

Moderation: Katja Bigalke · 22.04.2011
Das Neonlicht widmet sich heute dem großen Thema: Stadt und Mobilität. Zwar stehen in immer mehr Städten immer mehr Menschen immer länger im Stau. Aber eigentlich gibt es keinen größeren Gegensatz zur Stadt als den Stillstand. Nur durch den Fluss, durch die Bewegung von Menschen und Gütern existiert Leben in Städten. Deshalb fragen wir hier heute. Wie bewegt man sich eigentlich in den urbanen Zentren dieser Welt? Welche Lösungswege führen aus dem Stau?
Der Boulevard, der teiltVon Annett Müller
Seit der Wende ist die Zahl der Fahrzeuge in Bukarest auf mehr als 1,2 Millionen Fahrzeuge gestiegen, zuvor waren es nur ein Sechstel so viele. Staus stehen auf der Tagesordnung - vor allem in der Innenstadt. Dort soll eine millionenteure, mehrspurige Straße nun das Verkehrsproblem lösen. Über 70 Häuser, teilweise denkmalgeschützt, wurden abgerissen, Hunderte Menschen umgesiedelt. Mancher fühlt sich deshalb an die Ceausescu-Zeit erinnert, denn schon der Diktator wollte in der Gegend einen großen Boulevard bauen lassen.

Fahrrad statt PferdestärkenVon Victoria Eglau
Buenos Aires zählt zur wenig schmeichelhaften Top Ten der weltweit chaotischsten Metropolen in Sachen Verkehr. Direkt hinter Johannesburg, Neu-Dehli, Mexiko und Sao Paulo taucht die argentinische Hauptstadt im internationalen Ranking auf. Aber auch zuhause findet man die Situation höchst unerfreulich: Mehr als die Hälfte der Autofahrer und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel haben den Eindruck, dass sich die Verkehrssituation in Buenos Aires von Jahr zu Jahr verschlechtert. Statt nun einfach weiterzumachen wie immer, setzt die Stadt nun auf ein Transportmittel, das in Südamerika wenig Tradition hat: Das Fahrrad.

Stadt als VersprechenVon Katja Bigalke
Für Andreas Knie, Verkehrsforscher und Leiter des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel in Berlin, gehört Mobilität zur Lebensgrundlage von Städten. Nur wenn man sich in einer Stadt auch gut fortbewegen kann, kann sie sich entwickeln. Statt auf immer mehr Hightech setzt Andreas Knie auf eine bessere Mischung aller Transportmittel. Für das Auto sieht der Forscher nur als Kollektivmobil eine Zukunft in Metropolen.

Helden des StillstandsVon Luise Sammann
Türkische Heldensagen von unbesiegbaren Herrschern, tapferen Kämpfern und schönen Sultanstöchtern gibt es viele. Wer heute türkische Helden sucht, der macht sich am besten auf den Weg nach Istanbul. Auch hier werden täglich Schlachten ausgetragen – auf der Straße! Es geht um Ehre, um Geschick und Intelligenz. Denn nur die Stärksten und Cleversten gewinnen im täglichen Verkehrschaos der 15-Millionen-Metropole. Ein wahrer Held ist hier, wer ohne Nervenzusammenbruch und ohne Unfall möglichst schnell durch den schier unendlichen Berufsverkehr kommt.