Weder Krieg noch Frieden

Von Manuel Waltz · 27.07.2013
Am 27. Juli 1953 unterzeichneten Vertreter der Vereinten Nationen, der USA und Nordkoreas nach drei Jahren Krieg das Waffenstillstandsabkommen von Panmunjom. Es blieben eine zerstörte Infrastruktur, zerbombte Städte, fast vier Millionen Tote - und bis heute kein richtiger Frieden.
Ein Waffenstillstand ist kein Frieden, auch wenn er wie in Korea seit 60 Jahren Bestand hat. Nach wie vor befinden sich der Norden und der Süden offiziell im Krieg und Anfang diesen Jahres fehlte nicht viel, dass er wieder offen ausgebrochen wäre. Als die Vertreter der Vereinten Nationen, der USA und Nordkoreas nach drei Jahren blutigem Krieg am 27. Juli 1953 das Waffenstillstandsabkommen in Panmunjom unterzeichneten, schien der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower bereits zu ahnen, wie weit Korea noch von Frieden entfernt war.

"Wir haben auf einem einzigen Schlachtfeld einen Waffenstillstand erreicht, keinen Frieden in der Welt. Noch dürfen wir uns nicht ausruhen, uns sicher fühlen oder in unseren Anstrengungen nachlassen."

Korea war bis zum Zweiten Weltkrieg Kolonie des japanischen Kaiserreichs, nach der Kapitulation Japans 1945 teilten die Sowjetunion und Amerika das Land nach ergebnislosen Verhandlungen über ein vereintes Korea auf: Der Norden wurde sowjetisch, der Süden durch die USA verwaltet. Während die Rote Armee bald das Land verließ, waren die US-Truppen nach wie vor in Südkorea, als der Krieg 1950 mit dem Einmarsch des Nordens begann. Es sollte der erste Stellvertreterkrieg zwischen den beiden Supermächten werden. Harry Truman, der US-Präsident, zu Beginn des Krieges:

"Im Moment ist Korea die Front im Kampf zwischen Freiheit und Tyrannei. Es ist aber Teil eines größeren Kampfes, mit dem eine Welt geschaffen werden soll, in der Gerechtigkeit und Frieden herrschen."

Krieg wurde von beiden Seiten ausgeschlachtet
Ganz so klar verlief die Front zwischen Gut und Böse allerdings nicht. Zwar war mit Rhee Syng-man in Südkorea ein gewählter Präsident an der Macht, der aber für ein Massaker und brutale Repressionen verantwortlich gemacht wurde. Auch als im Jahr 1961 Park Chung-hee durch einen Militär-Putsch in Südkorea an die Macht kam und bis 1979 mit harter Hand als Diktator regierte, hatten die USA nichts einzuwenden. Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs wurde der Krieg propagandistisch ausgeschlachtet. So auch in Deutschland, das wie Korea geteilt und damit ebenfalls ein Brennpunkt des Kalten Krieges war. In Ostberlin sah Walter Ulbricht gar das Ende der Bundesrepublik heraufziehen:

"Korea lehrt, dass eine solche Marionettenregierung wie die in Südkorea oder man kann auch nennen die in Bonn, früher oder später doch vom Willen des Volkes hinweggefegt werden."

Der Koreakrieg bestimmte auch die Pläne der USA mit der jungen Bundesrepublik: Die Wiederbewaffnung, die Gründung der Bundeswehr und die Produktion von Rüstungsgütern wurden von nun an vorangetrieben. Der Krieg bewirkte zudem den Bruch zwischen der Sowjetunion und Maos China, das massiv in den Krieg eingegriffen hatte, finanziert mit Krediten aus Moskau. Nach dem Waffenstillstand fühlte sich Mao mit den Schulden und den vielen Toten von der Sowjetunion allein gelassen. Dabei hätte es für China noch schlimmer kommen können, wie die Rede von General Douglas MacArthur 1951, mitten im Krieg, vor dem amerikanischen Kongress deutlich macht:

"Einige wollen aus unterschiedlichen Gründen Rot-China mit einer Appeacement-Politik begegnen. Sie verschließen die Augen vor der Geschichte, die gelehrt hat, dass Appeacement einen wesentlich blutigeren Krieg zur Folge hat."

Truman entließ seinen Oberkommandierenden in Korea
Im Gespräch war unter anderem, Dutzende amerikanische Atombomben über China abzuwerfen. Präsident Truman verweigerte dies und entließ Mac Arthur, seinen Oberkommandierenden in Korea. Dem Time Magazine sagte der Präsident später:

"Ich habe ihn gefeuert, weil er die Autorität des Präsidenten nicht respektieren würde. Ich habe ihn nicht gefeuert, weil er ein dummer Mistkerl war, obwohl er es war, aber das ist kein Regelverstoß für Generäle. Wenn es das wäre, würde die Hälfte bis hin zu drei Vierteln von ihnen im Gefängnis sitzen."

Korea wurde durch den Krieg nahezu vollständig verwüstet. Zuerst eroberte der Norden fast das ganze Land, ehe US-Truppen bis kurz vor die chinesische Grenze vorrückten. Zurück blieb verbrannte Erde. In den letzten Monaten des Krieges verlief die Front fast genau entlang der Grenze, die vor dem Ausbruch des Krieges bestanden hatte: dem 38. Breitengrad. Das Resultat waren eine zerstörte Infrastruktur, zerbombte Städte und fast vier Millionen Tote.


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