Von Hans von Trotha

17.01.2013
Das Feuilleton würdigt den Frankfurter Schriftsteller Jakob Arjouni, der im Alter von 48 Jahren verstorben ist. In einem "Welt"-Interview stellt die Journalistin Hanna Rosin, die ein Buch mit dem Titel "Das Ende der Männer" geschrieben hat, fest, dass das "Ende der Männer", das Leben auch nicht leichter macht.
"Manche Nachrichten treffen einen, als würde man mit dem Gesicht gegen einen Eisenpfosten laufen."

Mit diesen Worten verabschiedet sich Alex Rühle in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG von Jakob Arjouni, der im Alter von 48 Jahren gestorben ist. Sie mögen stellvertretend für all die betroffenen Nachrufe und begeisterte Würdigungen des Schriftstellers stehen.

Ansonsten scheint es mal wieder so weit zu sein. In regelmäßigen Abständen, wenn wir uns gerade damit arrangiert haben, dass die Kulturseiten sich doch in erster Linie den Künsten widmen, und das womöglich gerade ganz gut zu finden bereit sind, weht wie ein Sandsturm in Böen das sogenannten "Debattenfeuilleton" durch die Blätter. Also gut.

Vor einem Jahr war Blackout-Day. An diesem Tag haben einige Internetfirmen ihre Seiten aus Protest gegen Anti-Piraterie-Pläne der amerikanischen Regierung geschwärzt. Unter der nachgerade klassischen Debattenüberschrift "Der Konflikt" widmet die SZ aus diesem Anlass dem Copyright eine Seite. Fazit:

"Geklärt wurde bisher noch nichts."

Ok, diese Debatte wird uns noch beschäftigen.

Das gilt natürlich erst recht für die Emanzpationsdebatte. Die Journalistin Hanna Rosin hat ein Buch mit dem Titel "Das Ende der Männer" geschrieben. Gibt es den nicht schon? Nun, dann wäre er ja urheberrechtlich geschützt.

Also, Frau Rosin stellt im WELT-Interview fest, dass es, also das "Ende der Männer", das Leben auch nicht leichter macht. Irgendwie kommt also auch diese Debatte nicht so recht vom Fleck. Vielleicht hilft ausgerechnet die FAZ, die "Viele Fragen, eine Diskussionsreihe und acht Statements" zum Thema Feminismus bietet.

Schon die Überschrift klingt allerdings eher nach Endlosschleife als nach Wendehammer:

"Ein altes Thema muss neu gedacht werden"."

Interviewt werden Bettina Springer und Babu Krijanovsky, denen "eine ambitionierte Neubesinnung auf einen zeitgemäßen Feminismus" bescheinigt wird. Die Rede ist von "postideologischen Fallen", "Null-Toleranz-Schwelle bei Barbiepuppen" und der "Praxis der Rollenkritik". Ist er das, der Feminismus nach dem "Ende der Männer"?

Zu den in der FAZ zitierten Stimmen gehört auch die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist. Die sagt:

""Nette Menschen brauchen gar keine feministische Aufklärung mehr."

Auch sonst Debatten. Christian Füller eröffnet in der TAZ in scharfem Ton eine mit oder besser über Willi Winkler wegen dessen Bemerkungen in der Süddeutschen über das Missbrauchsopfer Pola Kinski. Die NZZ springt auf eine Debatte auf, die die SZ in den letzten Wochen eher mit sich selbst geführt hat, ob nämlich Kinderbuchverlage Klassiker von Astrid Lindgren oder Otfried Preußler von Wörtern wie "Negerlein" oder "durchwixen" befreien sollen.

Die in der Debatte schon geübtere SÜDDEUTSCHEN macht dann doch wieder den interessanteren Punkt, indem sie Michael Schmitts These bringt:

"Wer Quellen verändert, schreibt Archivalien um, also Zeugnisse der Geschichte, nicht die Geschichtsschreibung."

Tilman Krause macht in der WELT wieder einmal deutlich, was er vom debattenumtosten Berliner Schlossneubau halten würde:

"Es könnte ja einfach toll aussehen."

Sollte es je fertig werden. Schließlich mündet die Debatte um den Berliner Flughafen gerade nahtlos in die Meldung, dass die Staatsoper Unter den Linden womöglich nicht vor 2015 ... Schluss.

Manche Debatten würgen wir jetzt einfach mal ab. Dazu gehört auch das einsame Vorpreschen der FAZ in der Lance-Armstrong-Doping-Wahrheit-und-Lüge-Debatte.

Schließlich hat das Feuilleton auch noch seine Berichtspflicht.

Die SÜDDEUTSCHE erzählt, dass ein amerikanischer Fernsehsender jetzt einmal in der Woche den Wetterbericht von anderen Planeten bringt. Im Ernst. Und zum Abschluss noch eine unglaubliche Geschichte aus der taz zum Urheberrecht, im weitesten Sinne: Die Dänische Staatsbahn hat einen kritischen Journalisten mundtot gemacht, indem sie ihm so viele Aufträge zuschustern ließ, dass er nicht mehr zum Thema recherchieren konnte. Das ließ sie sich 30.000 Euro Steuergeld im Jahr kosten. Ein Regierungssprecher fühlt sich "in die Sowjetunion zurückgebeamt". Sowjetverhältnisse in Skandinavien. Wenn das kein Stoff für eine Debatte ist.