Vom Bürgerrecht zur Ware?

Von Martin Hartwig · 22.06.2009
Überall entstehen Sicherheitsunternehmen, die mit Techniken und Möglichkeiten ausgestattet sind, die früher nur Geheimdiensten und Staatsorganen zur Verfügung standen. Dass das ein Problem sein kann, haben zuletzt die Bespitzelungsaffären bei der Telekom und der Bahn gezeigt.
Generell hat die Überwachung von Mitarbeitern am Arbeitsplatz permanent zugenommen. Sei es, dass Supermarktangestellte ausgehorcht und beobachtet werden, sei es, dass der E-Mail-Verkehr am Schreibtisch gescannt und ausgewertet wird. Dabei geht es nicht um Einzelfälle, bei denen ein konkreter Korruptions- oder sonstiger Missbrauchsverdacht vorliegt, sondern um flächendeckende systematische Überwachung, die durch die neuen Techniken erst möglich geworden ist.

Würde der Staat so auftreten, wäre allgemeine Empörung groß, privaten Unternehmen scheint man das eher zu verzeihen. Das liegt auch daran, dass sich der Staat aus manchen sicherheitsrelevanten Bereichen vollkommen zurückgezogen hat. So ist etwa der Schutz des Postgeheimnisses im elektronischen Datenverkehr komplett an Private (Norton, Antivir etc.) ausgelagert. Das wird merkwürdigerweise kaum als Problem wahrgenommen. Doch man stelle sich vor, was los wäre, wenn kriminelle Organisationen in Deutschland jeden Tag tausende von Briefkästen aufbrechen würden, um sich Zugang zur Post zu verschafften. Den Hinweis, dass die Bürger ihre Post mit Hilfe privater Unternehmen halt richtig "schützen" müssten, würde man wohl kaum akzeptieren.

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Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen e.V.
Private Sicherheitsdienste im öffentlichen Raum
Die dunkle Seite der Sicherheitsbranche


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