"Vier Tage im Mai"

Von Jörg Taszman · 28.09.2011
Viel zu selten dreht Achim von Borries Kinofilme und nach "England" und "Was nützt die Liebe in Gedanken" hat er nun auch in seinem dritten Film für die große Leinwand bewiesen, wie er aus kleinen Geschichten, großes und stimmungsvolles Kino macht.
Es geht um die letzten vier Kriegstage im Mai an der Ostsee. Die Deutschen haben den Krieg verloren mit den Briten einen Deal abgeschlossen nach Dänemark überzusetzen und sich dort in Gefangenschaft zu begeben. Aber dann stört eine russische Einheit mit nur acht Mann diesen Frieden.
Sie sollen circa 100 desillusionierte, deutsche Soldaten verhaften, zur Aufgabe zwingen. Ihr Anführer der Hauptmann, den alle nur "der Drachen" nennen, weil ihm im Krieg schon so viele abgeschlagene Köpfe wieder nachgewachsen sind, bleibt pragmatisch. Ohne Verstärkung will er das Leben seiner Soldaten nicht aufs Spiel setzen. Seine Einheit hat ein Waisenheim besetzt.

Die Leiterin stammt aus Sankt Petersburg und verachtet die Kommunisten. Sie will ihre Waisen schützen auch die jugendlichen Mädchen, die bereits die Begierde der russischen Soldaten erwecken. Der Hauptmann beweist sich dabei als ein hochanständiger Soldat und schützt eine junge Frau. Nur seine direkten Vorgesetzten sehen das anders und so kommt es zu einem unnötigen Bruderzwist, bei dem die Grenzen zwischen Freund und Feind, Russen und Deutschen vollends verschwimmen.

"Vier Tage im Mai" ist in jeder Hinsicht ein bedeutender Film zum Thema Krieg, Deutsche und Russen. Wohltuend unideologisch greift der Film eine wahre Begebenheit auf und erzählt eine packende, spannende Geschichte subtil, überzeugend und immer realistisch. Es ist einer der besten deutschen Filme des Jahres mit großartigen Darstellern, vor allem Alexei Guskow in der Hauptrolle, der schon als Dirigent in "Das Konzert" sehr überzeugte.

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