Vakzin von AstraZeneca

"Stopp der Impfungen ist gut begründet"

06:07 Minuten
Eine Hand in blauem Schutzhandschuh hält ein Glasfläschchen mit dem Impfstoff von AstraZeneca im Lager des Universitätsklinikum in Tuebingen hohc.
Das Präparat von AstraZeneca wird vorerst nicht mehr verimpft - eine Überprüfung der Datenlage soll zeigen, ob es sicher ist. © imago / Ulmer Pressebildagentur
Stefan Etgeton im Gespräch mit Dieter Kassel · 16.03.2021
Audio herunterladen
Das Vakzin von AstraZeneca kommt nicht aus den Schlagzeilen. Der vorläufige Stopp der Impfungen ist nach Ansicht des Gesundheitsexperten Stefan Etgeton richtig. Mit dem Einlegen einer Pause werde man langfristig das Vertrauen in den Impfstoff eher stärken.
Deutschland hat, wie andere Länder auch, die Corona-Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca vorerst ausgesetzt - und für Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung, ist das die richtige Entscheidung. Diese sei notwendig gewesen, betont er. Die zuständigen wissenschaftlichen Institute hätten eine entsprechende Empfehlung abgegeben, die auch gut begründet sei.
Mit dem Einlegen einer Pause werde man langfristig das Vertrauen in den Impfstoff eher stärken, ist Etgeton überzeugt. Das Vakzin steht in Verdacht, Thrombosen zu verursachen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spricht von sieben Fällen von Thrombosen in Hirnvenen bei 1,6 Millionen Impfungen in Deutschland. Mediziner verweisen darauf, dass diese Zahl sehr gering sei.

Entscheidend ist die Datenlage

Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Thrombosen und Lungenembolien müssten nicht unbedingt etwas mit der Impfung zu tun haben. Nach ihm bekannten Studien sei die Thrombose-Häufigkeit in der Placebo-Vergleichsgruppe ähnlich groß wie in der Gruppe der Geimpften gewesen.
Ob bald mit AstraZeneca weiter geimpft werde, hänge nun von der Datenlage ab, sagt Etgeton. Was bei der Überprüfung des Vakzins herauskomme, könne momentan niemand seriös prognostizieren. Man müsse nun "sorgfältig und ruhig" vorgehen und Geduld haben. "Wir müssen damit leben, dass wir im Laufe einer Pandemie immer wieder mit neuen Erkenntnissen konfrontiert sind", sagt Etgeton.
Es sei positiv, dass es gelungen sei, in sehr kurzer Zeit Impfstoffe zu entwickeln und zu produzieren. Jetzt gebe es bei vielen Bürgern - und auch bei den Medien - die Erwartung, es ginge genauso schnell weiter. Das sei aber nicht so. Es komme durch Lieferengpässe und neue Befunde zu Verzögerungen.

Der Impfstopp ist umstritten

"Das ist ganz schwer zu ertragen", sagt Etgeton. Er könne nachvollziehen, dass das zu schlechter Laune führe: Doch wenn ein Zug irgendwo auf offener Strecke vor dem Zielbahnhof stehen bleiben müsse, nütze es nichts, den Schaffner anzubrüllen. Die Politik habe nie versprochen, dass in wenigen Wochen alles gut werde.
Der Stopp der Corona-Impfungen mit dem Mittel von AstraZeneca ist umstritten. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, verteidigte in der ARD die Entscheidung. Bürgerinnen und Bürger müssten sich darauf verlassen können, dass zugelassene Impfstoffe sicher und wirksam seien. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach hingegen im ZDF von einem Fehler. Der Impfstopp werde das Vertrauen in AstraZeneca weiter reduzieren.
(ahe)
Mehr zum Thema