Treffen von Trump und Macron

"Jeder weiß, dass es eine Schmierenkomödie ist"

US-Präsident Donald Trump mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron vor dem Weißen Haus in Washington
US-Präsident Donald Trump mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron vor dem Weißen Haus in Washington © AFP / Brendan Smialowski
Tilman Spengler im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 25.04.2018
Emmanuel Macron und Donald Trump als neues Traumpaar der Weltpolitik? Man mag es nicht glauben. Auch unser heutiger Gast, der Publizist Tilman Spengler, hält die gemeinsamen Auftritte von Macron und Trump eher für "eine Schmierenkomödie". Es müsse für Macron sehr hart sein, dabei mitzuspielen.
"Ein Rüpel setzt immer etwas in Bewegung" - so lautet Tilman Spenglers Resumee von Donald Trumps Amtszeit im Allgemeinen und seines Auftritts beim Staatsbesuch des französischen Präsidenten in Washington im Besonderen.
Emmanuel Macron - stets korrekt im Auftreten und als Staatsmann deutlich berechenbarer in seinen Taten - habe ihm wirklich leid getan, sagt der Schriftsteller und Journalist. Es sei hart "Darsteller in einer solchen Schmierenkomödie zu sein, von der jeder weiß, dass es eine Schmierenkomödie ist", so Spengler. Wenn man mit Donald Trump Versicherungen "unverbrüchlicher Freundschaft" austausche, sei eigentlich klar, wie viel solche Versicherungen von Trumps Seite wert seien. Denn möglicherweise zähle auch bald der Nordkoreaner Kim Jong-Un zu den "unverbrüchlichen Freunden", und man wisse andererseits auch, wie viele angebliche Freundschaften Trump schnell wieder gebrochen habe. Auch von Trump in aller Öffentlichkeit auf Haarschuppen auf dem Jacketkragen hingewiesen zu werden, sei schwer auszuhalten.
Die ganze Inszenierung dieses Staatsbesuchs sei "ein Rückfall in ein irgendein Jahrhundert, von dem man nicht so recht glaubte, dass es außerhalb einer Operette je bestehen kann." Und: "Das Schlimme daran ist, das überhaupt nichts dabei heraus gekommen ist... Und substanziell sieht man ja, dass auf nichts dabei wirklich Verlass ist, außer darauf, dass Überraschungen erfolgen oder angekündigt werden." Und diese Unberechenbarkeit sei nun wirklich keine Qualität, erklärte Spengler.

Eine Gemeinsamkeit gibt es...

Indes gebe es tatsächlich eine Gemeinsamkeit zwischen Trump und Macron: den Elan der Erneuerung von Menschen, die außerhalb klassischer Grenzen denken. "Beide haben das früh als Bonus erkannt." Mit dem Unterschied allerdings, dass Macrons Auftreten, anders als bei Trump, "nicht durch das Gehabe eines Immobilienspekulanten legitimiert wird". Spengler sagte weiter: Er hoffe jedoch, dass sich Macron in der Außenpolitik nicht allzu sehr am Trump-Amerika orientiere und nicht zu den Strukturen des alten Westens zurückkehren werde.
Tilman Spengler
Der Sinologe und Publizist Tilman Spengler.© Deutschlandfunk Kultur/Jana Demnitz
Frage zum Schluss: Nachdem Emmanuel Macron zum rituellen gemeinsamen Einpflanzen einen sehr deutschen Baum - eine junge Eiche - mit nach Washington gebracht hat: Welche Pflanze bleibt dann für Angela Merkel übrig, wenn sie in ein paar Tagen nach Washington reist? Spengler: "Gemessen an ihrem politischen Taktempfinden, würde ich vermutlich zu einem Gummibaum raten."
(mkn)

Tilman Spengler, geboren 1947 in Oberhausen und promovierter Sinologe, hat am Max-Planck-Institut für Sozialwissenschaften sowie an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften geforscht. Er war 30 Jahre lang einer der Herausgeber des "Kursbuch", begleitete Politiker auf China-Reisen, arbeitete für Rundfunk und Fernsehen, drehte eine Reihe von Dokumentarfilmen und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, unter anderem die Romane "Lenins Hirn" und "Der Maler von Peking".

Die komplette Sendung mit Tilman Spengler hören Sie hier:
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