Transsexualität

Geschlechtsumwandlung als Chance und Zwang

Ein Piktogramm für Männer- und Frauen-Toiletten
Symbole für Mann und Frau © picture alliance / dpa/ Jens Kalaene
Gesa Lindemann im Gespräch mit Christine Watty |
Der Film "The Danish Girl", der aktuell in den Kinos läuft, handelt vom ersten operierten Transsexuellen. Die medizinische Möglichkeit, das eigene Geschlecht zu verändern, ist einerseits eine Chance. Zugleich bedeutete sie aber auch einen Verlust an Freiheit, sagt die Soziologin Gesa Lindemann.
In dieser Woche kommt "The Danish Girl" in die Kinos, ein Film über den ersten operierten Transsexuellen, der 1931 an den Folgen einer Geschlechtsumwandlung starb.
Die medizinische Möglichkeit der Veränderung des körperlichen Geschlechts ist einerseits eine Chance. Gleichzeitig sei es aber für diejenigen, die sich "von einem Geschlecht in das andere verändern" wollten, zur Notwendigkeit geworden, erklärte die Soziologin Gesa Lindemann auf Deutschlandradio Kultur.
Die Gesellschaft erwartet ein eindeutiges Geschlecht
Lindemann: "Wenn man sich die Körpergeschichte anschaut, wird einem sehr schnell klar, dass die Entgegensetzung von - hier das Gesellschaftliche und dort der Körper als Natur -, dass diese Entgegensetzung eine moderne Angelegenheit ist, die sich in dieser Weise erst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts zementiert."
Mit den in der Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmenden medizinischen Möglichkeiten habe sich dieses Konzept weiterentwickelt.
In den 1950er- und 1960er-Jahren seien Operationen für Transsexuelle - also Menschen, die den Wunsch haben, als Angehöriger des anderen Geschlechts zu leben und anerkannt zu werden - durchgeführt worden,
"wenn psychologisch festgestellt wurde, dass sie eine Identität in dem Geschlecht entwickelt haben, das nicht das körperliche Geschlecht ist. Und dann wurde das Identitätsgeschlecht als das gewichtiere angesehen, weshalb es dann auch erlaubt und geboten ist, das körperliche Geschlecht zu verändern."
In Subkulturen lebt es sich leichter "zwischen den Geschlechtern"
Inzwischen gebe es aber zunehmend Entwicklungen, die "das individuelle Leben als Geschlechtswesen von der Verpflichtung freistellen, den eigenen Körper zu verändern". So werde es zumindest in subkulturellen Zusammenhängen zu einer Option, ein Stück weit "zwischen den Geschlechtern zu leben". Je weiter man sich jedoch in die Mitte der Gesellschaft hinein bewege, umso eher würden die Betreffenden mit dem "Zwang zur Eindeutigkeit" konfrontiert, so Lindemann.
"Ein Vorstandsvorsitzender bei der Deutschen Bank, der auf die Frage, welchem Geschlecht er angehört, antwortet 'Och, weiß nicht' und entsprechend ambivalent auftritt - das ist im Moment nicht richtig vorstellbar."
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