Caroline Fetscher ist Redakteurin des Berliner "Tagesspiegel". Zu ihren Themen gehören gesellschaftliche Debatten in den Bereichen Kultur und Politik, insbesondere Menschenrechte und Kinderschutz.
"Haftanstalten sind Fachhochschulen für Terroristen"
Bei Terroristen müsse man die Dynamik ihrer Radikalisierung verstehen, meint die Journalistin Caroline Fetscher. Psychische Ursachen von terroristischen Handlungen in den Blick zu nehmen, helfe der Gesellschaft bei der Präventionsarbeit.
Psychologisieren und pathologisieren wir zu viel, wenn es um die Ursachen islamistischen Terrors geht? Sollte man Attentäter und ihre politische Ideologie nicht einfach ernst nehmen, anstatt dahinter in der Regel eine gestörte Persönlichkeit oder eine gescheiterte Integration zu vermuten? Das jedenfalls forderte Alice Schwarzer kürzlich in einem Gastbeitrag in der "Welt".
Die Journalistin Caroline Fetscher vom "Tagesspiel" dagegen meint: "Ich finde es vollkommen legitim, nach psychischen Ursachen genauso wie nach ideologischen zu suchen." Beide Faktoren seien oft miteinander verschränkt, sagte sie im Deutschlandfunk Kultur.
Verstehen ist nicht gleich Verständnis
Es gebe in der Gesellschaft eine Furcht davor, dass psychologisches Verstehen gleichbedeutend mit Verständnis sei. Das sei allerdings nicht der Fall, betont Fetscher. "Sondern das hilft uns als Gesellschaft vor allem für die Präventionsarbeit."
Deshalb sei es auch notwendig, die Dynamik von Radikalisierung zu verstehen: "Wenn man jetzt alle inhaftiert, hat man gemerkt, die Haftanstalten sind Fachhochschulen für Terroristen. Die kommen dann irgendwann raus und haben sich noch mehr radikalisiert." Fetscher zufolge kann man zum Beispiel über Therapien in der Haft gegensteuern, indem man "anders arbeitet, anders nachfragt und die nach der Haftentlassung entstehende Phase dadurch deradikalisieren kann".
(uko)
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