Stimme des Papstes

Von Peter Hertel · 12.02.2006
Es ist eine der ältesten Hörfunkstationen der Welt: Radio Vatikan. 210 Redakteure senden neben Ansprachen und Gottesdiensten auch Nachrichten und Reportagen in 47 Sprachen. Vor 75 Jahren war Radio Vatikan, die Stimme des Papstes, erstmals zu hören.
Raue Winde wehen von Norden, als Papst Pius XI. auf der Spitze des Vatikanhügels erscheint, um seine neue Sendestation einzuweihen. Manch bibbernder Schaulustiger mag vermuten, dass Petrus, der erste Papst, der ja angeblich das Wetter macht, ungehalten sei über die neumodische Einrichtung seines circa 260. Nachfolgers. Der Jesuit Giuseppe Gianfranceschi, der Generaldirektor des neuen 15 Kilowatt starken Kurzwellensenders, sieht indes keinen Grund, sich beim Himmel zu beschweren.

"In nomine Domini, Amen."

Fröhlich, im Morse-Code, lässt der Pater in lateinischer Kirchensprache diese vier Worte in kosmische, himmlische Sphären funken.

Radio Vaticana, die Stimme des Papstes, wie der neue Sender offiziell heißt, nimmt seinen Betrieb auf. Es ist 16 Uhr 49 am 12. Februar 1931, als zum ersten Mal ein Papst im Rundfunk das Wort ergreift, natürlich auf Latein.

Viele Millionen überall in der Welt hören zu. Vielerorts haben sich Menschentrauben auf Plätzen und an Radiogeschäften gebildet, wo die Botschaft Pius' XI. durch Lautsprecher übertragen wird. Pius XI. ruft, wie einst Moses, seinen Hörern zu:

"Höret, ihr Himmel, auf das, was ich sage; lausche, o Erde, den Worten meines Mundes."

In erster Linie will Pius XI. natürlich, dass die Menschen ihm, dem Stellvertreter Christi auf Erden, lauschen. Entsprechend ist auch der neuen Rundfunkstation als Aufgabe gestellt,

"die Lehre der katholischen Kirche zu verbreiten,
über die Tätigkeiten des Vatikans zu berichten,
das katholische Leben in aller Welt widerzuspiegeln,
Fragen der Zeit aus dem Glauben zu beantworten."

Der neue Sender bringt stundenweise Papstansprachen, mehr und mehr kommen auch Gottesdienste, Berichte, Reportagen, Magazine hinzu. Zum Latein und Italienisch gesellen sich Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch hinzu. Weltbekannt wird schnell die Stationsmelodie "Christus vincit" – Christus siegt.

Möglich wurde Radio Vatikan, nachdem sich 1929 der Heilige Stuhl und Italien ausgesöhnt hatten, nachdem die Republik dem souveränen Heiligen Stuhl ein Staatsterritorium, eben den Vatikan, zugestanden hatte. 1957, also etwa 25 Jahre später, wurde außerhalb des Vatikans ein großes Sendezentrum durch Papst Pius XII. eingeweiht.

"Merket auf, ihr Völker, von weit her. Höret alle die neue Station von Radio Vatikan."

Bei Radio Vatikan, das zu den ältesten Hörfunkstationen der Welt gehört, arbeiten heute 210 Redakteure. Sie senden außer Ansprachen und Gottesdiensten auch Nachrichten und Reportagen in 47 Sprachen – darunter gelegentlich auch in einigen, von denen viele Menschen noch nichts gehört haben dürften:

"Tagalog, Tigri, Ordu, Ewondo, Kinyarwanda, Lingala, Kigongo, Kirundi, Malgasch"

Längst hat Radio Vaticana eine eigene deutschsprachige Abteilung. Ihre Zielgebiete sind Deutschland, Österreich, die Schweiz, Südtirol, das Elsass, Ostbelgien, die Niederlande und die ehemaligen deutschen Ostgebiete im heutigen Polen.
Wer die Botschaften des deutschen Papstes Benedikt XVI. an die lieben Brüder und Schwestern hören will, muss sich allerdings auch heute noch meist mit Latein oder – noch öfter – mit Italienisch begnügen.