Sondersendung von der Biennale Venedig

Zwischen Raubtierkäfig und Schneiderwerkstatt

Performer bespielen die Fassade des Deutschen Pavillons auf der Venedig-Biennale 2017
Performer bespielen die Fassade des Deutschen Pavillons © Deutschlandradio / Vladimir Balzer
Moderation: Vladimir Balzer · 11.05.2017
Die 57. Kunstbiennale in Venedig öffnet am 13. Mai ihre Pforten. Unsere Kollegen Vladimir Balzer, Susanne Burkhardt und Claudia Wheeler sind jetzt schon vor Ort und erkunden die Pavillons und Installationen auf der legendären Kunstausstellung.
In einer Sondersendung direkt von der Biennale stellen wir die wichtigsten Installationen und Ereignisse vor.

Im Raubtierkäfig: Anne Imhof bespielt den Deutschen Pavillon

Es ist ein beklemmendes Szenario: Der Deutsche Pavillon ist eingezäunt. Er wirkt wie ein Zwinger oder ein Raubtierkäfig. Dobermänner laufen auf und ab. Der Raum Innen ist fast schon klinisch weiß, eine Glasplatte ist eingezogen, unter der zehn Performer liegen und kriechen, der Besucher läuft über sie hinüber. Die jungen Frauen und Männer haben teilnahmslose Gesichter, wirken unterkühlt und unzugänglich. Dann plötzlich kommen einige von ihnen auf die Glasfläche, stehen neben den Besuchern, gehen raus aus dem Pavillon, gehen auf das Dach. Als Besucher steht man mittendrin und bleibt trotzdem auf Distanz.
Es geht um Machtverhältnisse, wer gehört zu unserer Gesellschaft, wer ist ausgeschlossen, wer kontrolliert wen? Eine Performance, die unter die Haut geht und die man lange nicht vergessen wird.

Martin Roth kuratiert den Pavillon von Aserbaidschan

Dass Martin Roth, ehemaliger Direktor des Victoria & Albert Museum in London und künftiger Präsident des ifa-Instituts für Auslandsbeziehungen, den aserbaidschanischen Pavillon kuratiert, sorgt für Irritationen. Kann man mit einem autokratisch regierten Land zusammenarbeiten? Martin Roth steht uns Rede und Antwort.
Der Eingang zum aserbaidschanischen Pavillon.
Der Eingang zum aserbaidschanischen Pavillon.© Deutschlandradio - Vladimir Balzer

Märzbau in Venedig

Xavier Veilhan macht aus dem französischen Pavillon ein Tonstudio. Für seine Architektur hat ihn der Märzbau von Kurt Schwitters inspiriert. Musiker kommen und gehen, nehmen ihre Musik auf, die im Studio mitgeschnitten werden. Das ganze wird live gestreamt.
Installation von Xavier Veilhan im französischen Pavillon.
Installation von Xavier Veilhan im französischen Pavillon.© Deutschlandradio - Vladimir Balzer

The Mending Project: Der taiwanesische Künstler Lee Mingwei

Im Arsenale hat Lee Mingwei eine Art Schneiderwerkstatt aufgebaut: Hier kann jeder sein kaputtes Kleidungsstück hinbringen und flicken lassen und dabei ins Gespräch kommen mit dem Schneider. Alle geflickten Kleidungsstücke werden auf einem großen Tisch gestapelt und mit einem bunten Garn an der Wand an Garnrollen befestigt. Während der gesamten Laufzeit der Biennale entsteht so ein buntes Netz, erst dann werden die Fäden durchtrennt und die Kleidung ihren Besitzern zurückgeschickt.
"The Mending Project" des taiwanesischen Künstlers Lee Mingwei: Hier kann man kaputte Kleidungsstücke flicken lassen. Während der Biennale sind sie Teil einer Installation.
"The Mending Project" des taiwanesischen Künstlers Lee Mingwei: Hier kann man kaputte Kleidungsstücke flicken lassen. Während der Biennale sind sie Teil einer Installation.© Deutschlandradio - Susanne Burkhardt
Dann stellen wir noch das Kunstprojekt "Green Light" vor, dass Olafur Eliasson gemeinsam mit Geflüchteten organisiert, mitten im zentralen Pavillon in den Giardini. Claudia Wheeler hat sich die Arbeit des in Berlin lebenden Künstlers genauer angesehen.

Donnerstag., 11.5.2017
Fazit ab 23:05 - 0:00 Uhr, Sondersendung von der Kunstbiennale

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