Schweden

Wo Frauen mehr verdienen als Männer

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Die Frauenquote sorgt am Internationalen Frauentag für Diskussionen © Jan-Philipp Strobel/dpa
Von Carsten Schmiester |
In der schwedischen Verwaltung und in öffentlichen Unternehmen sitzen immer mehr Frauen auf Chefsesseln - und haben ein höheres Einkommen als Männer. Das ist auch ein Verdienst der rot-grünen Minderheitsregierung des Landes, die sich selbst als "erste feministische Regierung der Welt" bezeichnet. Aber nicht nur.
13.400 Euro Brutto im Monat sollten auch nach den hohen schwedischen Steuern für ein schönes Leben in der teuren Hauptstadt Stockholm reichen, wenn Karin Wanngård bloß etwas mehr Zeit dafür hätte. Hat sie aber nicht. Die 40-jährige Sozialdemokratin ist seit 2014 Bürgermeisterin der Stadt - und sie ist eine der Vorzeigefrauen des neuen Schwedens, in dem jetzt zum ersten Mal Frauen mehr verdienen als Männer, jedenfalls in den Topjobs öffentlicher Verwaltungen und Unternehmen.
Das hat die Zeitschrift "Dagens Samhälle" - auf Deutsch in etwa "Gesellschaft heute" - herausgefunden. Klar, dass Wanngård, die junge Verwaltungschefin, bei Reden im Ausland, wie hier in Italien, "gender equality", also die Gleichheit der Geschlechter propagiert:
"Als Bürgermeisterin von Stockholm wünsche ich mir eine sozial, ökologisch und wirtschaftlich zukunftsfähige Stadt. Ich glaube, dass Geschlechtergleichheit und Menschenrechte im Zentrum aller Entscheidungen stehen sollten."
Schwedens rot-grüne Minderheitsregierung bezeichnet sich selbst als "erste feministische Regierung der Welt" und auch sie verspricht, dass die Gleichheit von Frauen und Männern nicht nur die Gesetzgebung, sondern auch die Verteilung öffentlicher Gelder bestimmt.
Deshalb also die wohl nicht nur aus Sicht dieser Regierung gute Nachricht, dass die schwedischen Städte und Gemeinden den Trend gedreht haben: Es gibt immer mehr Frauen auf Chefsesseln - und die verdienen mehr als Männer.
Staffan Isling ist Vorsitzender der Vereinigung schwedischer Führungskräfte in öffentlichen Unternehmen und Einrichtungen. Er beschreibt die Entwicklung:
"In den vergangenen Jahren sind immer mehr Frauen auf diese Topjobs gekommen. Und das ist ja auch logisch. Etwa 70 Prozent aller öffentlichen Mitarbeiter sind weiblich."

Höherer Verdienst hat unpolitische Gründe

Isling bestätigt den Trend, der allerdings auch schon unter der konservativen Vorgängerregierung erkennbar war.
"Früher hat es in den Führungsetagen öffentlicher Unternehmen fast nur Männer gegeben. Seit etwa fünf Jahren ändert sich das, jetzt sind zwei oder drei Frauen in den Vorständen keine Seltenheit mehr. Das war und das ist von der Politik so gewollt."
Dass die Frauen dabei neuerdings sogar mehr verdienen als ihre Kollegen, bei im Schnitt umgerechnet etwa 6.300 Euro Bruttoeinkommen immerhin 100 Euro plus, hat allerdings ganz unpolitische Gründe:
"Erstens: Wenn jemand Neues einen solchen Führungsjob bekommt, dann gibt es ja ohnehin immer mehr Gehalt als für die Vorgänger. Die 'Neuen' sind nun oft Frauen und die Vorgänger waren Männer. Zweitens: Gerade in den größeren Städten werden die hochbezahlten Positionen vermehrt an Frauen vergeben."
Inzwischen sind landesweit etwa 30 Prozent dieser Positionen mit Frauen besetzt. Nein, das sind keine 50, aber drei Mal so viel wie noch vor 20 Jahren. Frau ist auch in Schweden also noch nicht ganz am Ziel, ihm aber näher als anderswo. Sagt unter anderem die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD.
Danach bietet Schweden - neben Norwegen und Finnland - Frauen die weltweit besten Arbeitsbedingungen und auch Karrierechancen, Tendenz weiter positiv, auch dank der "ersten feministischen Regierung der Welt".
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