Regiedebüt

Lärmende Zukunftswarnung

Hauptdarsteller Johnny Depp steht bei der Premiere von "Transcendence" in Westwood, Kalifornien, mit Sonnenbrille vor einem Filmplakat.
Hauptdarsteller Johnny Depp bei der Premiere von "Transcendence" in Westwood, Kalifornien © picture-alliance / dpa / Michael Nelson
Von Hans Ulrich Pönack |
In dem Cyber-Thriller "Transcendence" digitalisiert der Wissenschaftler Dr. Caster (Johnny Depp) kurz vor dem Tod sein Gehirn, um so als Daten-Mensch weiterzuleben. Die Geschichte bleibt aber allzu fade.
Als Kameramann hat sich der 52-jährige Walter "Wally" Pfister bereits einen hervorragenden Namen gemacht. Vor allem seine Zusammenarbeit mit dem derzeit innovativsten Hollywood-Regisseur - Christopher Nolan - war besonders erfolgreich. Für gleich vier Nolan-Filme ("Batman Begins", "The Dark Knight Rises", "Prestige – Der Meister der Magie" und "Inception") wurde Pfister für den Kamera-"Oscar" nominiert. Für "Inception" gewann er 2011 die begehrte Trophäe. Nun erscheint sein erster Film als Regisseur: "Transcendence".
Johnny Depp mimt einen Hochkaräter von Wissenschaftler, Dr. Will Caster. Zusammen mit seiner Ehefrau und Kollegin Evelyn (Rebecca Hall) und seinem besten Freund Max Waters (Paul Bettamy) hat er einen "intelligenten" Supercomputer entwickelt, der über menschliche Emotionen verfügt und diese selbständig zu reflektieren versteht. Allerdings nicht aus Eigennutz, sondern als Hilfe für die Menschheit. Kurz vor Vollendung ihres visionären Produktes wird auf Will ein Attentat verübt.
Radikale Technologie-Gegner wollen mit aller Macht verhindern, dass eine Art "Pixel-Gott" geschaffen wird. Fast tot dirigiert der gute Doktor einen letzten Versuch. An sich selbst. Sein menschliches Bewusstsein wird digitalisiert. Was soviel bedeutet, dass sein Gehirn mit diesem fast fertigen Supercomputer verbunden wird.
Forscher wird als Supercomputer zur weltlichen Gefahr
Fortan ist Dr. Will Caster zwar "irdisch" tot, lebt aber über den Bildschirm weiter. Und kann von dort mitbestimmen, wie es nun weitergeht. Mit der Masse von Daten. Denn jetzt bekommt und besitzt der immer klüger werdende Daten-Mensch alle verfügbaren Informationen, die für einen "totalen Herrscher" zusammenlaufen. Deshalb wird der eingangs seriös, im Dienste der Menschheit aufgetretene Forscher Will zu einer – möglichen – weltlichen Gefahr. Aus dem Fiction-Movie "Transcendence" wird jetzt ein Cyber-Thriller.
Wally Pfister lächelt in die Kameras, seinem Oscar für die beste Kamera im Film "Inception" bei den 83. Academy Awards 2011 in der Hand.
Bisher trat Wally Pfister - hier mit seinem Oscar für "Inception" - vor allem als Kameramann an der Seite von Christopher Nolan in Erscheinung.© picture alliance / dpa / Paul Buck
Allerdings kein besonders guter. Wally Pfister argumentiert lange Zeit mit einer beeindruckenden erzählerischen Optik: Wenn an einem lausigen, staubigen Wüstenort so etwas wie "Cyber-Town City" entsteht. Ober- wie unterirdisch. Mit diesen vielen Monitoren. Dem blinkenden Sein. Mit den weißen riesigen engen Gängen. Überhaupt: Diese verstörende glänzende Mechanik - beziehungsweise: Wenn Technik eine Seele verpasst bekommt, dann ist der Film in seinem spannend-faszinierenden Element. Mit Erinnerungen an den einstigen sprechenden Computer-Star HAL 9000 in Stanley Kubricks Meisterwerk "2001: Odyssee im Weltraum" von 1968.
Unberechenbares Eigenleben künstlicher Intelligenz
Wo die vom Menschen entwickelte Mechanik sich als künstliche Intelligenz positionierte, um dann ein unberechenbares Eigenleben zu entwickeln. Wie hier auch. Wo der Film zunehmend – negativ – zwischen lärmender Zukunftswarnung und triefendem Öko-Pathos hin und her schlingert. Zu einem Krimi mit faden herkömmlichen Spannungsmustern mutiert. Mit kaum identifizierbarem, kaltem Personal, das marionettenhaft-anonym bleibt und blödsinniger weise immer erst schießt und dann argumentiert.
Was kürzlich Spike Jonze mit "HER" so eindrucksvoll gelang, nämlich eine faszinierende Reflexion über denkbare, baldige "Moderne Zeiten" herzustellen, in der unsere hochentwickelte Technik zu Vereinsamung und Künstlichkeitsprotz, also zu einem leeren Ersatzleben führt, verkommt hier letztlich zu einem konventionellen Hauen und Schießen. Mit dann sogar ganz putzigen Zombie-Mutanten. Während der eher stark unterkühlte Johnny Depp seinen Strom-Despoten nur als Behauptung bedient und nicht als furchteinflößende Macht-Figur.
USA 2013; Drehbuch: Jack Paglen; Kamera: Jess Halle; Darsteller: Johnny Depp, Morgan Freeman, Paul Bettany, Rebecca Hall, Kate Mara u.a.; 119 Minuten
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