Rechtsrock-Festival in Thüringen

Neonazi-Auftritte werden per Gericht erlaubt

Glatzköpfiger Besucher eines Rechtsrock-Konzert im thüringischen Themar trägt eine Bomberjacke mit "Deutschland-"Aufdruck
Im vergangenen Jahr machte der kleine Ort Themar in Thüringen wegen des Neonazi-Festivals bereits Schlagzeilen. © Imago
Henry Bernhard im Gespräch mit Dieter Kassel · 08.06.2018
"Sieg Heil!"-Rufe, hetzerische Reden, Neonazi-Rock: 6000 Rechtsradikale kamen 2017 ins thüringische Themar. In diesem Jahr versuchte der Landkreis, die Veranstaltung zu verbieten - vergebens. Unser Landeskorrespondent Henry Bernhard erklärt die Hintergründe.
Die Chancen, das Neonazi-Festival zu untersagen, seien von Anfang an nicht besonders groß gewesen, so Bernhard. Das Naturschutz-Argument, neben dem Veranstaltungsgelände nisteten seltene Vögel, habe das Oberverwaltungsgericht Weimar nicht gelten lassen: "Dummerweise ist es ja wirklich als politische Veranstaltung organisiert, obwohl es eigentlich ein Rockfestival ist. Dadurch genießt es besonderen Schutz durch die Verfassung und muss wenig Auflagen hinnehmen - und trotzdem werden 45 Euro Eintritt genommen."

Rechtsextreme wollen Kräfte bündeln

Also würden in dem kleinen Ort Themar heute und am Samstag viele Rechtsrockbands auftreten; es würden aber auch Reden und Vorträge von Rechstextremisten aus der NPD und der Partei Die Rechte gehalten: "Man will die Kräfte bündeln, nachdem die AfD den Rechten die Wähler auch absaugt. Die Rechtsextremen haben Angst, in die politische Bedeutungslosigkeit abzusinken, deshalb macht man dort politische Veranstaltungen."
Zwar werde es wie im vergangenen Jahr auch diesmal wieder Proteste geben, sagt Bernhard. Aber der Organisator Tommy Frenck, ein bekennender Neonazi, habe bei der jüngsten Kommunalwahl 16 Prozent bekommen, in Themar 20 - und in manchen Orten ringsum bis zu 44 Prozent: "Man kann also auch sehen: Das Ganze fällt auf nicht unbedingt unfruchtbaren Boden dort." (bth)
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