Rassismus bei den Simpsons

Das Problem mit Apu

Die Simpsons-Figur Apu mit gefalteten Händen vor grünem Hintergrund.
Klischee in Gestus und Sprache: Stand-Up-Comedian Hari Kondabolu hat ein Problem mit Apu aus der Trickserie "Die Simpsons". © imago stock&people
Stefan Mesch im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Wo hört Satire auf, wo beginnt das Klischee? Im Fall von Apu, dem indisch-stämmigen Ladenbesitzer aus "Die Simpons", ist der Fall klar, zumindest für Hari Kondabolu. In einem Dokumentarfilm zeigt der Comedian, was problematisch an der Figur ist.
Apu soll das Klischee aller indisch-stämmigen Ladenbesitzer in den USA sein – und genau das hält der Comedian und Filmemacher Hari Kondabolu für rassistisch. Der Kulturwissenschaftler und Journalist Stefan Mesch hat die Diskussion rund um den Dokumentarfilm "The Problem with Apu" verfolgt:
"Kondabolu findet die Figur einfach dürftig, einfallslos. Er fragt sich, was in Staffel 29 von der Serie noch Überraschendes passieren kann und inwiefern es Satire ist, wenn eine Figur nur einfach das Klischee bestätigt."
Obwohl es sich bei Apu nur um eine Nebenfigur handele, machten viele People of Color ähnliche Erfahrungen wie er, wie eine Szene im Film zeigt. Darin unterhält sich Kondabolu mit Freunden über den Trickfilm-Charakter, wie Mesch schildert:
"Wer von euch wurde schon Apu genannt? Und fast alle heben die Hand. Wer von euch wurde schon in dem Tonfall nachgemacht? Und fast alle heben die Hand. Das heißt, das Schlimme ist nicht, dass es in dieser Comedyserie eine braune Nebenfigur gibt, sondern dass das für ganz viele immer noch die einzige Figur of Color ist, die sie regelmäßig sehen aus diesem Kulturraum."
Der Stand-up-Comedian Hari Kondabolu vor dem Schriftzug "28 years" (28 Jahre).
28 Jahre hat er's "locker genommen", doch jetzt reicht es ihm. Hari Kondabolu hat eine Doku über Apu gemacht.© truTV
Die Stimme von Apu stammt von einem Weißen, der selbst den vermeintlich indischen Akzent eingeführt hat, obwohl das so im Drehbuch gar nicht drin stand. Zudem habe Apu nur alle drei bis vier Jahre mal eine Folge mit immer denselben Witzen. Das sei "flügellahm und traurig".
Zwar seien Homer, Marge und Co. auch nur Klischees der typischen weißen Mittelstandsfamilie. Doch zum einen würden Figuren wie diese in den vielen Folgen in deutlich mehr Facetten gezeigt. Und zum anderen sei es eine Frage dessen, wer die Geschichte erzählt, sagt Mesch:
"Ich kann mich an Tausend weiße Väter in Fernsehserien erinnern. Die sind so gut repräsentiert, dass alle Nuancen vertreten sind. Es gibt all diese Quality TV-Fernsehserien über die komplizierte Psyche alternder weißer Männer – das haben wir schon. Die Idee ist ja nicht, das wegzunehmen, sondern zu fragen: Wo sind die interessanten Figuren of Color? Wann wird mal die Geschichte erzählt und wer erzählt die? Im Moment schreiben das vor allem Weiße."

Was ist mit Autoren of Color?

In seinem Film werfe Hari Kondabolu die Frage auf, ob es nicht auch Synchronsprecher oder Autoren of Color gibt, die ihre Perspektive mitbringen.
So langsam werde es aber auch besser mit den Fernsehserien in den USA, sagt Kondabolu im Film. Immerhin gebe es nun schon rund 14 Figuren und er müsse nicht mehr jede automatisch toll finden. Er spricht unter anderem auch mit Whoopi Goldberg, die Expertin für Minstrel ist, wo beispielsweise weiße Darsteller sich schwarz schminken, das sogenannte Blackfacing.
"Und die sagt: Apu erfüllt alle Qualifikationen einer Minstrel-Figur", sagt Mesch.
Seine Aufgabe sei in diesem Zusammenhang jetzt nicht, für alle bindend zu erklären, was Rassismus sei und was nicht. Stattdessen appelliert der Kulturwissenschaftler:
"Fragt doch die Betroffenen, fragt die Menschen of Color, was sie zu sagen haben. Hier sitzen jetzt schon wieder zwei Weiße, die beide Stefan heißen, und reden über das Thema."
(llu)
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