Philosophisches Poem von Lene Morgenstern

Über den Menschen im kosmologischen Sinne

Das Weltall ist heute, fast 14 Milliarden Jahre nach dem Urknall, voller Galaxien
Das Weltall ist heute, fast 14 Milliarden Jahre nach dem Urknall, voller Galaxien © NASA/ESA
Von Lene Morgenstern · 20.08.2017
Dies und das im astronomischen Sinne: Ausgangspunkt dieser Sprachspielerei ist der Anfang von Nietzsches Text "Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne".
Nietzsche in "Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne": "In irgend einem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Thiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmüthigste und verlogenste Minute der 'Weltgeschichte': aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Athemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Thiere mussten sterben."
In irgendeinem abgelegenen Winkel des mit Super-, Galaxien-, Stern- und Planetenhaufen ausgegossenen Universums baute die Species Homo sapiens lange Weilen nach dem Big Bang und nach eigenem Gutdünken Winkelmesser, Fernrohre, Teleskope, Weltraumraketen, Satelliten und Observatorien und rotierte mit diesen beim Betrachten der Himmelskörper – der Monde, Sterne, Planeten, Exoplaneten, Kometen, Braunen und Weißen Zwerge – neben den Nebeln von Andromeda auf der Erde um die Sonne durch die Milchstraße in eben jenem unbedeutend abgelegenen kosmischen Winkel...
Dort hatte man erkannt, dass die Scheibe, auf der man stand und die auf einem großen Elefanten ruhte, der sich auf einer Schildkröte befand, vielleicht doch ein Zylinder war, zunächst, und dann wurde dieser zur Kugel, um die sich ein großer leuchtender Feuerball drehte, in einem geozentrischen ptolemäischen Weltbild, da war die Erde unter den eigenen Füßen ganz der Mittelpunkt des von ihr aus betrachteten ganzen Alls und obwohl man dann später herausfand, dass sich die Erde auf einer elliptischen Bahn selber um die Sonne bewegte und mit dieser und deren System und samt den Menschen und ihrem heliozentrischen Weltbild durch die unendlichen Weiten des sich ausdehnenden Raumes fegte, ging die Sonne immer noch jeden Tag in Osten auf...
... und der Mensch, der dachte, dass sich eigentlich doch alles geozentrisch um die Erde und samt dieser vor allem um ihn selber drehte und des nachts sah er dann die Löcher im Vorhang des Universums und all das geschah nach 13,7 Milliarden Jahren in einer einzigen Minute. Und nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn und dann fiel der kluge Homo sapiens, der in den Schwaden des Internets nach seiner Position googelte, in ein Schwarzes Loch.