Neu im Kino: "Raum"

Das Kinderzimmer eine Zelle

Brie Larson als Ma und Jacob Tremblay als Jack in seiner Szene des Films "Raum" ACHTUNG: Verwendung nur für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den genannten Film und nur bei Urheber-Nennung
Brie Larson als Ma und Jacob Tremblay als Jack in seiner Szene des Films "Raum" © picture alliance / dpa / George Kraychyk/Universal Pictures
Von Patrick Wellinski |
Dieser Film wird wahrscheinlich niemanden kalt lassen. Nicht umsonst hat Brie Larson einen Oscar für ihre Rolle der jungen Mutter Ma in Lenny Abrahamsons "Raum" bekommen. Ma und ihr Sohn Jack werden jahrelang in einem kleinen Zimmer festgehalten. In einer aberwitzigen Aktion gelingt ihnen die Flucht.
Der kleine Jack (Jacob Tremblay) kennt nur sein Zimmer. Dieses Zimmer ist kein klassisches Kleinkindparadies. Es ist eine furchtbare Zelle. Drei mal drei Meter, die er gemeinsam mit seiner jungen Mutter Ma (Brie Larson) bewohnt. Ein Mann hält sie seit Jahren in der Hölle fest. Eine dicke Eisentür mit Zahlencode grenzt sie von der Außenwelt ab. Der Mann kommt nur ab und zu mit den nötigsten Lebensmitteln vorbei und um Ma zu vergewaltigen. In einer aberwitzigen und hochgefährlichen Aktion gelingt Mutter und Sohn die Flucht in die Freiheit, die sich schon bald als genauso bedrohlich herausstellt.
Lenny Abrahamsons "Raum" erzählt eine Geschichte, die natürlich sehr an ähnliche Vorfälle aus Österreich erinnert: Die Fälle Natascha Kampusch und Elizabeth Fritzl. Doch "Raum" hat nichts von der Härte und Brutalität, die Filme wie zum Beispiel Markus Schleinzers "Michael" an den Tag legten. Abrahamson geht es auch weniger um die Zeit des Gefangenseins. Er ist eher daran interessiert, wie Mutter und Sohn die neue Freiheit erleben. Besonders Jacks Perspektive vermag dahingehend zu begeistern.

Emotional vereinnahmende Mutter-Sohn-Geschichte

Gleich zu Beginn des Films hat der kleine Junge ein fast religiöses Verhältnis zu der Welt da draußen entwickelt. Es ist erstaunlich, mit welcher Natürlichkeit das Kind seine Existenz akzeptiert. Weil er eben nichts anderes kennt. Jack ist dennoch ein recht normales Kind. Dafür hat seine Mutter gesorgt. Die mit dem Oscar ausgezeichnete Brie Larson zeigt die aufopferungsvolle Arbeit einer Frau, die ihrem eigenen Kind trotz schrecklicher Umstände eine gewöhnliche Kindheit ermöglicht.
Wenn der Film dann in die Freiheit geht, bekommt das Konzept von Abrahamson ein paar Risse. Er versucht das "Raumkonzept" auf uns alle anzuwenden. Sind wir nicht alle eingesperrt? In unseren Zimmern, sei es auf der Arbeit oder zu Hause. Diese alltagsphilosophischen Konzepte kann der Film nicht ganz plausibel ausarbeiten. Sie überfordern ihn. Er bleibt aber eine emotional sehr vereinnahmende Mutter-Sohn-Geschichte, die niemanden so richtig kalt lassen wird.

Raum
USA 2015
Regie: Lenny Abrahamson
mit Brie Larson, Jacob Tremblay, Sean Bridgers
Länge: 118 Min.

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