Netflix-Kochshow von Michelle Obama

"Kochen lernt man nur, wenn man in die Küche geht"

08:49 Minuten
Michelle Obama mit einer Puppe in der Netflix-Show "Waffles + Mochis".
Sehr bunt, sehr amerikanisch: Michelle Obama in der Netflix-Show "Waffles + Mochis". © Adam Rose / Netflix
Sarah Wiener im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Michelle Obama greift das Thema Ernährung in einer Netflix-Show auf. Das Format könne Neugierde wecken, sagt die ehemalige TV-Köchin Sarah Wiener. Doch eine echte Antwort auf all die "hyperverarbeiteten" Lebensmittel sei das nicht.
"Waffles + Mochi" heißt eine neue Essens- und Ernährungsshow von und mit Michelle Obama, die jetzt auf Netflix gezeigt wird. Sehr bunt, sehr amerikanisch und zu schnell geschnitten findet Sarah Wiener den Trailer zur Show. Doch das Konzept hinter der Sendung begrüße sie natürlich sehr, sagt die ehemalige Fernsehköchin, die inzwischen für die österreichischen Grünen im Europaparlament sitzt und sich dort um Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Umweltfragen kümmert.
Dennoch lerne man Kochen nur, wenn man in die Küche geht, betont Wiener. Schon seit Jahren engagiert sie sich mit einer eigenen Stiftung für gesunde Ernährung, insbesondere bei Kindern. Nun hat sie plötzlich Michelle Obama an ihrer Seite.

Mit Neugierde und Sehnsucht gegen Fastfood

Eine solche Show könne Sehnsucht und Neugierde wecken, sagt Wiener: "Aber in einer Welt, in der man umgeben ist von Fastfood und hyperverarbeiteten Nahrungsmitteln, die immer mehr Raum einnehmen, ist das nicht unbedingt die Lösung, die uns zu einem nachhaltigeren Essverhalten führen wird."
Wiener rechnet mit der Lebensmittelindustrie regelrecht ab. Kein Verbraucher habe um Aromen, Emulgatoren und Konservierungsstoffe in Lebensmitteln gebeten, stellt sie fest. Billiger, gleichförmiger und länger haltbar: Das seien die Ziele der Industrie. "Wenn Du entscheiden willst, was Du isst, musst Du selber kochen", betont Wiener.

Agrarpolitik im Widerspruch zur Wissenschaft

Schuld an der Art und Weise, wie Lebensmittel produziert werden, haben für Wiener konservative politische Strukturen und die Agrarlobby. Hier werde ideologisch agiert: "Mit Wissenschaft hat das nicht sehr viel zu tun, diese Art von Agar- und Ernährungspolitik."
Für Auswege aus der Ernährungskrise empfiehlt Wiener, genau hinzugucken. Auch eine vegane Lebensweise sei nicht per se die Lösung: "Sie können sich bestens mit hochverarbeiteten veganen Produkten ernähren, wo Sie dann sagen: Wurst mit Zusatzstoffen ist beschissen, also gebe ich die Wurst drauf und esse nur noch die Zusatzstoffe."
Das reiche nicht für eine Wende hin zu besseren, vielfältigeren und köstlicheren Lebensmitteln. Komplexe Themen würden heutzutage leider oft "kurz gedacht", kritisiert Wiener. Notwendig sei eine gesellschaftliche Debatte über Ernährung.
(ahe)
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