Masterplan für die Museumsinsel

Von Michaela Gericke · 02.10.2005
Über 20 Jahre dauerte es, bis das Pergamonmuseum gebaut und am 2. Oktober 1930 eröffnet wurde. Schon vier Monate später hatten 600.000 Menschen das Berliner Museum besucht. Vollendet war das Gebäude nicht, denn der kleine Tempel-ähnliche Vorbau, den der Architekt Alfred Messel geplant hatte, wurde nicht verwirklicht. Jetzt gibt es im Rahmen eines Masterplans für die Museumsinsel neue Pläne.
Das Pergamonmuseum war das fünfte und letzte Gebäude auf der Berliner Museumsinsel und wurde genau zur Hundertjahrfeier der Berliner Museen am 2. Oktober 1930 eröffnet.

Es entstand nach Plänen von Alfred Messel und Ludwig Hoffmann als monumentaler, dreiflügliger Bau mit Stilementen antiker römischer und hellenistischer Architektur. Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin:

" Der Name des Hauses leitet sich ja ab vom ersten Pergamonmuseum, das zwischen 1901 und 1907 auf dem Gelände des heute existierenden zweiten Pergamonmuseums sich befand und dem schlechten Baugrund und einer schlechten Zementierung zum Opfer gefallen war, so dass es schon nach wenigen Jahren wieder abgetragen wurde, um durch den großen Messel’schen Neubau ersetzt zu werden. Somit war der Name vorgegeben - aber es ist insofern irreführend, als das Museum sehr viel mehr zeigt, als nur Funde aus Pergamon."

Hauptattraktion war damals wie heute - der Pergamonaltar im Zentrum des Gebäudes. Er nimmt mit seiner breiten, hohen Marmortreppe und den Säulen-Arkaden einen ganzen Raum ein. Ein Skulpturenfries an den Wänden ringsum zeigt mit über hundert, zwei Meter dreißig großen, vollplastischen Figuren den Kampf der Götter gegen die Giganten.

"Gerade der große Fries markiert schlichtweg den Höhepunkt griechischer Reliefkunst am Ende einer mehrhundertjährigen Entwicklung und glückliche Umstände haben eben dafür gesorgt, dass er in großen Teilen so fantastisch erhalten geblieben ist."

Ein Hörspiel von 1932 würdigte mit Pathos den Aufbau des Pergamonaltars im jüngsten Gebäude auf der Berliner Museumsinsel:

"Der Grundriss des ganzen Bauwerks war fast quadratisch. Rekonstruiert ist etwa das vordere Drittel. Geweiht war der Altar dem Obersten der Götter, Zeus; zwar kämpfen auf dem Bildersockel die Götter mit den Giganten .... es galt zu bekämpfen den Einbruch des Chaos, der Finsternis, ungebändigter Umsturzgewalt des ungeformten Barbarentums.
Eumenes der II. hat zwischen 180 und 160 v. Chr. den großen Altar geweiht."

Volker Kästner, seit über 20 Jahren wissenschaftlicher Mitarbeiter der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, hält den Namen Pergamon"altar" für die Rekonstruktion im Museum allerdings für unangemessen:

"Wir haben in Berlin bloß Teile dieses Altars, die interessantesten Teile, der Pergamonaltar ist in byzantinischer Zeit bereits abgerissen und in einer Festungsmauer verbaut worden - diese wurde bei den Grabungen in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts durch die deutschen Archäologen auseinander genommen - und hier wurden diese tausende Fragmente wieder zu den Friesen rekonstruiert, und in ein architektonisches Ambiente eingebunden, was die ursprüngliche Situation wieder herstellt."

Im Auftrag der Berliner Museen hatte der Archäologe Carl Humann 1878 mit den Ausgrabungen auf dem Burgberg von Pergamon begonnen. Nach Humanns Tod 1896 setzte Theodor Wiegand dessen Arbeit fort. Als Archäologe und Direktor der Königlichen Museen in der Türkei erkannte er bald, welche Dimensionen das neu zu bauende Pergamonmuseum haben müsste. Immerhin hatte Wiegand 1903 die Überreste des milesischen Markttores entdeckt:

"Nun haben wir dann zu guter letzt auch ein wundervolles Prachttor des Südmarktes aus späthellenistischer Zeit - aber prima - gefunden, wie ein doppelter Triumphbogen. Alles geht fein zu rekonstruieren."

schrieb Wiegand damals an einen Freund. Und vier Jahre später:

"Jedenfalls ist der Neubauplan sehr notwendig hier, damit ich sehe, ob es überhaupt Zweck hat, das Markttor einzupacken."

Das 120 nach Christus erbaute, fast 17 Meter hohe und knapp 30 Meter breite Tor von Milet - wurde also "eingepackt" und - Jahre später - im Neubau des Pergamonmuseums, um mit Wiegands Worten zu sprechen, "ausgepackt".

Drei Meter tief ragen die arkadenähnlichen zwei Geschosse mit ihren hohen Säulen in den Raum. Das rundgebogene Tor in der Mitte passiert der Besucher heute, um ins Vorderasiatische Museum und ins Museum für Islamische Kunst zu gelangen.

Vier Monate nach der Eröffnung des Pergamonmuseums am 2. Oktober 1930 wurden bereits 600.000 Besucher gezählt. Heute kommen täglich tausende - um die weltberühmte Sammlung zu sehen. Sie war 1945 zu großen Teilen von der Roten Armee nach Moskau und Leningrad gebracht worden. 1958 erhielt die DDR jedoch die meisten für das Pergamonmuseum wichtigen Bestände zurück.

Doch nicht nur die antiken Schätze haben inzwischen stark unter den klimatischen Bedingungen gelitten. - Das Pergamonmuseum selbst soll im Rahmen eines Masterplans für die gesamte Berliner Museumsinsel saniert und - wieder einmal - erweitert werden.