Londoner Lichtfestival "Lumiere London"

Tropische Pflanzen im Großstadtdschungel

Von Friedbert Meurer · 16.01.2016
"Lumiere London" heißt ein Festival, das Piccadilly Circus, Westminster Abbey und den Leicester Square mit spektakulären Lichtinstallationen erhellt. Zu sehen sind Elefanten, Fische und tropische Pflanzen - bei Temperaturen unter Null Grad.
Ein tropischer Garten auf dem Leicester Square bei Temperaturen unter null Grad. Übergroße Orchideen, imaginiert mit Lichteffekten, sprießen in der Mitte des Platzes mit weißen und roten Blüten. Hell strahlt das Projekt einer französischen Künstlergruppe. Mehr als fünf Meter hoch leuchten die virtuellen tropischen Pflanzen, grün mit roten Köpfen, in den Londoner Nachthimmel hinein.
"'Lumiere London' soll die Dunkelheit des Winters Ende Januar aufhellen, die wir alle nicht mögen",
erläutert Kuratorin Helen Marriage das internationale Lichterfestival. London soll in eine einzige gigantische Outdoor-Galerie verwandelt werden, seine berühmten Gebäude und Plätze. Jeder kann sich diese unglaublichen Kunstwerke anschauen.
Videoinstallation mit einem Elefanten über dem Torbogen zwischen Piccadilly und Regent Street in London beim Lichtfestival Lumiere London
Videoinstallation mit einem Elefanten über dem Torbogen zwischen Piccadilly und Regent Street in London beim Lichtfestival Lumiere London© Deutschlandradio / Friedbert Meurer
Nur ein paar hundert Meter weiter leuchtet eine Videoinstallation mit einem Elefanten über dem Torbogen zwischen Piccadilly und Regent Street. Der Großstadt-Dschungel trifft auf den echten Dschungel. Um die Ecke wuseln kleine Strichmännchen als Leuchtfiguren an einer Fassade hoch und herunter.
Die gesamte Regent Street ist wie der Piccadilly Circus eigens gesperrt worden. Bis Sonntagabend wird dadurch der ohnehin extrem dichte Londoner Verkehr behindert, Applaus gibt es nicht von allen Seiten. Helen Marriage die Kuratorin meint aber, wenn man für einen Staatsbesuch von Barack Obama die halbe Stadt sperrt, warum kann man das nicht auch für ein Kunstevent tun?
Telefonzelle als Aquarium
Manche Lichtfiguren wirken nicht weiter spektakulär, eher wie die Fortsetzung der alltäglichen Beleuchtung durch Laternen in Chinatown – andere schon, wie die typisch englische rote Telefonzelle im noblen Stadtteil Mayfair. Sie ist zu einem Aquarium umfunktioniert ist. In der erleuchteten Telefonzelle schwimmen tropische Fische stumm um den Hörer herum, mit dem im Smartphone-Zeitalter niemand mehr telefoniert. Das Westportal der Westminster Abbey wird mit einer speziellen Colortechnik angestrahlt und erweckt die steinernen Figuren über dem Portal zum Leben.
Eine Fisch-Installation beim Londoner Kunstfestival "Lumiere London"
Eine Fisch-Installation beim Londoner Kunstfestival "Lumiere London"© Deutschlandradio / Friedbert Meurer
Mick Stephenson, ein Londoner Künstler, hat in Kings Cross mit Kunststudentinnen und -studenten zusammengearbeitet. Er deutet auf die überlebensgroßen Figuren, die aus tausenden von Plastikflaschen gebildet wurden.
"'Litre of Light' heißt das Projekt, das eine Idee aus der Entwicklungspolitik aufgreift. Plastikflaschen werden zu Glühbirnen umfunktioniert. Halb mit Wasser und etwas Bleichmittel gefüllt, reflektieren sie von der Decke das Sonnenlicht in Gegenden, in denen es keinen Strom gibt. Wir haben das also aus der Wissenschaft übertragen, und ich finde, das ist eine sehr schöne Installation geworden."
Das scheinen auch die meisten Londoner so zu sehen. Die Veranstalter rechnen bis Sonntag mit Hunderttausenden von Nachtschwärmern, die sich "Lumiere London" ansehen wollen. So wie 2006 den "Elefanten des Sultan", eine Riesenmarionette aus dem Ideenfundus der gleichen Kunstagentur Artichoke, die jetzt das Lichtfestival kreiert hat. Rund eine Million Menschen sahen damals in London das Spektakel um die Parade mit dem gigantischen Holzelefanten.
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