Länderübergreifende Ausstellung

Reger Betrieb bei "Dörfer zeigen Kunst"

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Der Künstler Siegfried Bausch bereitet seine Ausstellung für die Aktion "Dörfer zeigen Kunst" vor © Astrid Wulf
Von Astrid Wulf · 09.08.2017
Im Kreis Herzogtum Lauenburg im Südosten Schlewsig-Holsteins leben und arbeiten viele Künstler. Auch Günter Grass hatte hier ein Domizil. Einmal im Jahr gibt es eine gemeinsame, länderübergreifende Ausstellung. Auch in diesem Jahr werden wieder tausende Besucher erwartet.
Unendlich, unbestimmt, Unglücksort: Unzählige Wörter, die mit der Silbe "Un" anfangen, hat der Künstler Siegfried Bausch auf weiße, schmale Holzleisten geklebt und sie zu drei überdimensionalen Jalousien zusammengefügt.
"Übernommen aus dem etymologischen Wörterbuch, so dass ich hier insgesamt 1053 Wörter zusammengestellt habe, und das ist gleichzeitig natürlich ein Kompliment an unsere Sprache."
Er stapelt die einzelnen Elemente vorsichtig für den Transport ins Gemeindehaus Groß Grönau zusammen. Dort wird er die Installation ausstellen, gemeinsam mit zehn anderen Künstlern aus dem Ort, unter anderem neben Fotos und Skulpturen. Für Siegfried Bausch ist "Dörfer zeigen Kunst" eine gute Gelegenheit, mit seinen Werken aus dem Atelier rauszukommen.
Eine Arbeit von Siegfried Bausch bei der Ausstellung "Dörfer zeigen Kunst" im Jahr 2017
Eine von Siegfried Bauschs reliefartigen Arbeiten© Astrid Wulf
"Das ist die Möglichkeit, in der Form eigene Ideen zu präsentieren auf die Wirkung, auf die Reaktion und was andere dazu sagen."

Eine echte Institution

Siegfried Bausch sägt eine Plexiglasplatte und Befestigungselemente für seine bunten, reliefartigen Bilder zurecht – dann ist er bereit für die Ausstellung. Insgesamt mehr als 140 Künstlerinnen und Künstler machen bei "Dörfer zeigen Kunst" mit. Ihre Werke sind in Gemeindezentren und Kirchen in 22 Orten zu sehen. Die Veranstaltung ist eine echte Institution – dieses Mal findet sie zum 14. Mal statt. Künstlerin Ulrike Bausch freut sich jedes Jahr darauf.
"Allein die Vorbereitungen – und dann irgendwas auf die Beine zu stellen, was einen guten Gesamteindruck ergibt, macht unheimlich viel Spaß."
Auch Thomas Biller und seine Frau Gesine sind im Vorbereitungsendspurt: Sie werden Fotokunst, Installationen und Zeichnungen ausstellen und sorgen bei der Ausstellungseröffnung außerdem für die musikalische Untermalung.

Von der Hobby-Bastelei bis zum Kunstdruck von Günter Grass

Thomas und Gesine Biller sind schon lange bei "Dörfer zeigen Kunst" dabei. In diesen Ausstellungen kommen seit Jahren Besucher Jahr für Jahr wieder. Einige von ihnen nehmen lange Strecken auf sich, um dabei zu sein.
"Wir haben Gäste, die immer wieder kommen, und zwar tatsächlich aus den großen Städten: Schwerin, Lübeck natürlich, Hamburg und Berlin. Ich habe auch Gäste, die aus Berlin anreisen und kommen um zu gucken, was habe ich denn jetzt wieder in meiner Ausstellung."
Der Künstler Thomas Biller und eines seiner Werke
Der Künstler Thomas Biller und eines seiner Werke© Astrid Wulf
Das Paar stellt seine Kunst im Gemeindehaus in Utecht aus – ein kleiner Ort im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern, das auch bei "Dörfer zeigen Kunst" mitmacht. Fotokünstler Thomas Biller ist begeistert davon, dass so etwas überhaupt möglich ist. Eine nicht kuratierte Kunstausstellung, die Landesgrenzen sprengt und Kunst verschiedenster Genres und Preisklassen vereint. Hier gibt es alles von der liebevollen Hobbybastelei bis zu den Günter-Grass-Kunstdrucken für insgesamt mehrere Tausend Euro.
"Man findet Gefilztes, Gedrechseltes, Patchwork, Freizeitmaler, Fotografen, Skulpteure, und es ist sehr bunt und eine Gemeinschaftsausstellung – und das gefällt mir."

Bunte Kunst und bunt gemischtes Publikum

Eine Gemeinschaftsausstellung, bei der es sehr viel zu sehen gibt – auf keinen Fall verpassen sollte man in diesem Jahr die Furnierholz-Lichtskulpturen der Künstlerin Floriana und die farbenfrohen und oft fotorealistischen Ölgemälde der gerade mal 19-jährigen Ekaterina Flik. Bunt ist auch die Mischung des Publikums: An den Ausstellungsorten tummeln sich Kunstexperten und interessierte Anwohner. Gerade für diejenigen, die normalerweise nicht ständig in Galerien und Museen unterwegs sind, ist "Dörfer zeigen Kunst" genau das richtige.
"Ich zahle keinen Eintritt, ich muss nichts kaufen, und es wird nicht von mir erwartet, dass ich große Gespräche führe, wie bei einer Vernissage möglicherweise. Ich gehe da rein, gehe wieder raus, und entweder hat es mir gefallen oder eben nicht."

6000 Besucher erwartet

Ein weiteres Plus dieser besonderen Gemeinschaftsausstellung: Auch wenn die Künstler selbst nicht an allen 22 Ausstellungsorten sein können, bekommen sie immerhin über die Besucher ein Gefühl dafür, was in diesem Jahr besonders gut ankommt, findet Thomas Biller.
"Es gibt die Menschen, die die Ausstellungsorte bereisen. Das geht natürlich nur, wenn man nicht selber ausstellt, weil man ja vor Ort sein möchte, und das ist ganz spannend. Dann kriegt man mit: Wir waren in... und dann kommen irgendwelche Ortsnamen, und 'das ist toll', und 'das muss man gesehen haben'. Das sagt ja nichts darüber aus, wie es wirklich ist – das heißt nur: Das hat den Leuten gefallen."
Die Organisatoren erwarten viele Leute, die sich "Dörfer zeigen Kunst" ansehen. 6.000 sollen es in diesem Jahr nach Schätzung des Amtes Lauenburgische Seen werden. Die teilnehmenden Gemeinschaftshäuser und Kirchen öffnen ihre Ausstellungen immer sonnabends und sonntags von 13 bis 18 Uhr – dazu gibt es noch ein Rahmenprogramm mit Workshops, Konzerten und geführten Touren.
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