"Korankinder"

03.06.2009
Was die Jungen aus Bangladesch in den Koranschulen lernen, können sie kaum verstehen - denn Arabisch sprechen sie nicht. Die fremde Sprache wird ihnen daher förmlich eingeprügelt. Was hinter den Toren der Schulen geschieht, hat der Filmemacher Shaheen Dill-Riaz mit der Kamera in "Korankinder" aufgezeichnet.
Bangladesch / Deutschland 2008, Regie: Shaheen Dill-Riaz, Darsteller: (Mitwirkende) Mohammed Ismael, Kamrul Hassan, Rayhan Hossain, Prof. Salimullah Khan, Sharfuddin

Die Stimme des Regisseurs führt uns durch diesen Film, der sich auf eine Recherche-Reise in seine frühere Heimat begibt. Der mittlerweile in Deutschland lebende Dill-Riaz möchte wissen, welche Bedeutung die sogenannten Madrasas (Koranschulen) in der bangladeschischen Gesellschaft haben. Zwölf Stunden müssen die Schüler täglich die mehr als 6000 Verse des Koran auf Arabisch lernen. Eine Sprache, die sie nicht verstehen und die ihnen förmlich eingeprügelt wird. Es ist ein beklemmendes Bild, die kleinen Jungen in Reih und Glied, sich permanent verbeugend, immer und immer wieder dieselben Textzeilen aufsagen zu sehen.

Der Regisseur, der selbst nie auf einer Koranschule war, nähert sich der Einrichtung vorurteilslos und ohne reißerischen Ansatz, der hinter den Mauern der Koranschulen eine Terroristenschmiede vermutet. Er führt Gespräche mit Lehrern und Schülern und betreibt Spurensuche in eigener Sache. Er spricht mit seinem Vater, einem nicht sonderlich religiösen Architekten, der gerade eine Moschee in Dhaka gebaut hat. Ein Professor erläutert die Geschichte und Entwicklung der Madrasas sowie deren gesellschaftliche und soziale Funktion. Man erfährt, dass die Einrichtungen Waisen aufnehmen, dass Kinder ungebildeter Eltern durch den Besuch einer Madrasa eine Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg bekommen.

"Korankinder" ist ein aufschlussreiches Porträt über die Abhängigkeit von Bildung und Politik.