Kometenhafter Aufstieg

Von Tobias Rapp · 03.07.2006
Rennen um die Rettung der Welt : Steve Jobs. Die Marke Apple ist bekannt. Nicht erst seit dem erfolgreichen iPod war das Unternehmen in aller Munde. Der kometenhafte Aufstieg des Apple-Gründers Steve Jobs und die legendäre Computerentwicklung des Apple I in einer Garage, machten das Unternehmen und Jobs zu einer Legende. Trotzdem gilt Apple vielen noch immer als Schicki-Micki-Werbeagenturcomputer, auf dem man nichts Richtiges machen kann und als überteuert.
Die ersten Apple-Rechner waren überteuert. Das finanzielle Gespür ging an Steve Jobs vorbei, der viel mehr auf das äußere Erscheinungsbild der Rechner als auf ihr Innenleben setzte. Hauptsache die Hülle stimmt. Die schön in Reih und Glied gelötete Platine des Apple II faszinierte die Medien, da es bisher so etwas noch nicht gegeben hatte. Jedoch ging es nicht immer positiv weiter. Der "Ur-Mac" LISA wurde jedoch ein Flop. Nahezu zeitgleich sollte er mit dem neu entwickelten Macintosh auf den Markt kommen.

Technisch langsamer, mit einem fehlerhaften Diskettenlaufwerk und kleinem Schwarzweißbildschirm, war er auch preislich meilenweit vom neu entwickelten Macintosh entfernt. Jobs, der als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens fungierte, stieß immer mehr auf Widerstand und schmiss schließlich das Handtuch. Es folgte eine kurze Orientierungsphase und die Gründung der Firma NeXT. Mit einer Schar ehemaliger Techniker machte er sich daran, einen Hochleistungscomputer für Universitäten zu entwickeln. Auch dieses Geschäft floppte.

Privat gab es bei Steve Jobs Höhen und Tiefen. Sehr früh wandte er sich dem ZEN-Buddhismus zu. In jungen Jahren probierte er verschiedene Drogen und reiste mit einem Freund auf der Suche nach Erleuchtung nach Indien. Viele Eindrücke nahm er mit zurück. Für viele Geschäftspartner und Arbeitskollegen galt er als Querkopf, der nah am Wasser gebaut ist. Seine Hartnäckigkeit in Verhandlungsdingen und seine Direktheit, seine Ziele durchzusetzen, zogen genauso viele in den Bann, wie sie verschreckten.

1997 wird NeXT von Apple aufgekauft. Das Betriebssystem wurde zur neuen Basis der Betriebssoftware und bildet des Kern des MacOS 10. Hiermit tauchte Steve Jobs auch wieder aus der Versenkung auf. Heute ist er CEO von Apple und Pixar.

Durch die Entwicklung von iPod und iTunes eroberte sich Apple in den vergangenen Jahre ein neues Terrain. Viele Anbieter versuchen sich ebenso auf dem Gebiet, doch waren es oftmals die verqueren Ideen von Jobs, die Apple immer wieder aus der Krise führten.

Freundschaften schienen für ihn nicht viel zu gelten. Seinen ersten Partner Steve Wozniak, den technischen Vater des Apple I & II, stieß er mehrere Male vor den Kopf, bis die Freundschaft Mitte der 80er Jahre endgültig zerbricht. Auch in Familiendingen hatte er zu Beginn kein glückliches Händchen. Selbst als Adoptivkind aufgewachsen, akzeptierte er seine Tochter Lisa erst viele Jahre später. Hin- und hergerissen zwischen dem Junggesellenleben und dem Wunsch nach eigener Familiengründung, folgen einige kürzere Beziehungen zu Frauen, darunter zu Joan Baez, folgten. Mitte der 80er Jahre erfährt er von seiner Schwester, der Romanautorin Mona Simpson. 1991 schwört er dem Junggesellendasein ab und heiratet.

2005 steht Jobs Stern am höchsten. Die Verkaufszahlen des iPods übertreffen alle Erwartungen. Steve Jobs scheint beim Rennen um die Rettung der Welt einen kleinen Vorsprung herauszulaufen.

Die 450 Seiten der Biographie basieren auf zahlreichen lesenswerten Anekdoten und Interviews von Arbeitskollegen und Vertrauten. Nicht auf Gegenliebe stieß das Buch bei ihm selbst, da er vor Erscheinen der amerikanischen Originalausgabe rechtlich gegen den Verlag und das Buch vorging. Ohne Erfolg. Bestätigte dies doch viel mehr die Vorurteile des arroganten Chefs, der sogar "über Leichen" ging.

Detail- und kenntnisreich wird der Aufstieg und zwischenzeitliche Fall des Apple-Gründers beschrieben. Die beiden Autoren Jeffrey S. Young und William L. Simon machen aus der Legende eine lesenswerte Biographie nicht nur für Apple-Enthusiasten.


Young, Jeffrey/Simon, William: Steve Jobs und die Geschichte eines außergewöhnlichen Unternehmens
Aus dem Amerikanischen von Charlotte Lyne
Scherz Verlag, 2006
19,90 Euro.