Keine Exzellenz ohne Effizienz

Von Christian Berthold |
In den letzten Jahren ist in der deutschen Hochschulpolitik viel von Exzellenz die Rede. Das ist eine gute Entwicklung, weil der Begriff deutlich macht, dass es zwischen den Hochschulen auch Unterschiede in Qualität und Profil gibt. Und dies war zuvor anders.
Die ständige Rede von der Exzellenz birgt aber auch Gefahren, weil damit bisher ausschließlich eine Exzellenz in der Forschung gemeint ist. Wir brauchen aber nicht nur Universitäten, die mit Oxford oder dem MIT konkurrieren können, wir brauchen dringend ebenso Hochschulen, die sich auf die Verbesserung der Lehrerbildung konzentrieren oder die sich der Versorgung ihrer Region mit guten Bildungsangeboten widmen.

Auch eine Exzellenzinitiative für Lehre reicht dazu nicht. Einige Hochschulen sollten auch hervorragend darin sein, Berufstätige zu qualifizieren oder Menschen mit Migrationshintergrund zu einem guten Hochschulabschluss zu führen oder auch die Innovationsfreudigkeit ihrer Region durch einen gut organisierten Technologietransfer zu befördern. Was wir brauchen in Deutschland, ist daher eine "Vielfalt der Exzellenzen".

Aber geht das nicht mit mehr Geld einher. Mehr Geld schadet nicht. Und das Hochschulsystem insgesamt braucht dringend mehr Geld. Aber wir als Steuerzahler können ebenso erwarten, dass mit dem Geld effizient umgegangen wird.

Dass man auch mit weniger Geld zu Exzellenz kommen kann, zeigt zum Beispiel die Freie Universität Berlin. Die Ressourcen wurden in etwa zehn Jahren fast halbiert. Dennoch ist es ihr dank hoher Effizienz gelungen, zu einer der sogenannten Exzellenzuniversitäten zu werden. Das heißt nicht, weniger Geld ist besser. Aber das Beispiel zeigt vor allem: Gute finanzielle Ausstattung allein reicht nicht.

Um exzellent zu werden, benötigen die Hochschulen auch bessere Management-Kompetenzen und Instrumente. Auf diesem Feld ist den letzten Jahren viel geschehen. Hier sind viele sinnvolle Methoden und Techniken aus anderen Bereichen eingeführt worden. Diese Instrumente müssen dabei allerdings auch sorgfältig auf ihre Eignung hin befragt und dann gegebenenfalls angepasst werden. Auf diesem Weg konnte das interne Management der Hochschulen aber in den letzten Jahren erheblich verbessert werden.

Hochschulen können daher nun auch besser bewerten, mit welchem Aufwand sie ihre Ziele erreichen. Eben das ist aber die Frage der Effizienz. Ich glaube fest daran, dass Hochschulen sowohl für die Festlegung ihrer Ziele als auch für deren Erreichen vor allem selbst zuständig sind - und dass sie beides auch am besten selbst können.

Denn Hochschulen sind die Experten für die Erzeugung und Vermehrung von Wissen. Hochschulen sollten also auf ihre je eigene Weise exzellent sein. Zumindest dem Steuerzahler schulden sie aber zudem eine Auskunft über den Grad an Effizienz, mit dem sie ihre Ziele erreichen. Daher gehören Selbstverwaltung, Exzellenzanspruch und Effizienz stets zusammen.

Dr. Christian Berthold studierte Philologie, Philosophie, Geschichte und Erziehungswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, leitete dort die Arbeitsstelle für social sponsorship, war Geschäftsführer der Philosophischen Fakultät, anschließend arbeitete er für das CHE Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh und ist seit 2001 bei CHE Consult Geschäftsführer. CHE Consult ist eine Beratungsgesellschaft für Hochschulen. Er hat in den letzten Jahren eine große Anzahl an Reformprojekten an Hochschulen begleitet.
Christian Berthold
Christian Berthold© Thomas Kunsch
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