Kampf gegen Fluchtursachen

Für mehr Lebensräume entlang der Migrationsrouten

Afrikaner stehen an der Reling eines Schiffes, mit dem Rücken zur Kamera.
Mit Sonderentwicklungszonen ließe sich die Migration besser steuern, meint Kleinschmidt. © AFP
Kilian Kleinschmidt im Gespräch mit Dieter Kassel · 22.06.2018
Man solle Flüchtlinge nicht nur als Opfer betrachten, sondern als Menschen, die eine Wirtschaftsleistung erbringen können und wollen. Das sagt der Entwicklungshelfer Kilian Kleinschmidt und plädiert für Sonderentwicklungszonen in Afrika.
Fluchtursachen bekämpfen - für viele europäische Politiker ist das heute das Zauberwort, um Migration besser steuern zu können. Doch wie bekämpft man Fluchtursachen? Einfach mehr Entwicklungshilfe nach Afrika und in andere Krisenregionen zu pumpen, damit scheint man dem Problem nicht beizukommen.
Der Entwicklungshelfer, Unternehmer und frühere UNHCR-Mitarbeiter Kilian Kleinschmidt plädiert insofern für ein Umdenken. Zum einen gehe es darum, Flüchtlinge nicht mehr nur als Opfer und Objekte der Fürsorge zu betrachten, sondern als Menschen, die eine Wirtschaftsleistung erbringen können und wollen, sagte er im Deutschlandfunk Kultur.

"Der Bürgermeister von Lagos hat Probleme, das haben wir nicht"

Zum anderen müsse man sich klarmachen, dass die wirkliche Migration derzeit nicht Richtung Europa stattfinde, sondern innerhalb der Kontinente. In Afrika zum Beispiel stömten Tausende von Menschen in die Städte: "Der Bürgermeister von Lagos muss sich auf 20 Millionen zusätzliche Menschen in den nächsten 15 Jahren vorbereiten. Der hat Probleme, das haben wir nicht."
Solche Prozesse gilt es Kleinschmidt zufolge besser zu managen und produktiver zu gestalten. Gemeinsam mit dem Diplomaten Joachim Rücker hat er ein Konzept entwickelt, sogenannte "Special Development Zones" in Afrika und anderen Entwicklungsregionen zu errichten. Dadurch sollen neue Lebensräume entlang der Migrationsrouten geschaffen und die wachsenden Städte gefördert werden.
"Ganz einfach ausgedrückt: Wenn man zehn Dubais über verschiedene afrikanische Länder verteilt hätte, dann würden dort Millionen von Menschen vernünftig leben können", so Kleinschmidt. "Stellen wir uns vor eine solche Zone irgendwo zwischen Somalia und Kenia zu haben, da ist durchaus Platz dafür. Ein oder zwei in Libyen. Und so ähnlich in Westafrika, durchaus auch auf den Binnenrouten."

Vorbild Sonderwirtschaftszonen

Anknüpfen könnten solche Sonderentwicklungszonen etwa an den sogenannten Jordanien Compact, den die EU und Jordanien 2016 unterzeichneten. Er beinhaltet die Einrichtung sogenannter Sonderwirtschaftszonen in Jordanien, in denen der Arbeitsmarkt für syrische Flüchtlinge geöffnet wurde. Im Gegenzug räumte die EU Produkten aus diesen Sonderwirtschaftszonen einen erleichterten Zugang bestimmter Produkte zum EU-Markt ein.
(uko)
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