Jahrhundertdürre in Kalifornien

Sich die verdorrte Welt schön pinseln

Kalifornien
Kerri McCoy sprüht in Kalifornien den vertrockneten Rasen grün. © Foto: Wolfgang Stuflesser
Von Wolfgang Stuflesser |
Seit Jahren leidet die amerikanische Westküste unter einer Dürre. Mittlerweile sind die Kalifornier verpflichtet, Wasser zu sparen. Der ausbleibende Regen führt aber nicht dazu, grundsätzlich die Wassernutzung zu hinterfragen, stattdessen wird der verdorrte Rasen mit grüner Farbe bestrichen.
Kerri McCoy greift zu ihrer Sprühpistole, die an einem langen Schlauch hängt, richtet sie auf den trockenen Rasen – und los geht’s.
Kerri McCoy hat ihren Pickup-Truck an der Straße geparkt, die Pumpe auf dem Anhänger eingeschaltet, und nun geht sie Stück für Stück die etwa zehn mal fünf Meter große vertrocknete Rasenfläche vor dem Haus ihres Kunden entlang. Die Farbe riecht nicht – und sie sei ungiftig, versichert Kerri McCoy.
"Das ist eine spezielle Rasenfarbe auf Pflanzenbasis. Sie ist ungefährlich für Menschen und Tiere - und in einer Stunde ist sie trocken und wasserfest."
Seit vier Jahren malt Kerri McCoy Rasen grün an, ursprünglich für Makler, die in der Immobilienkrise leerstehende Häuser schnell verkaufen wollten, bei denen die Wasserleitung längst stillgelegt war. Da ging es um den "curb appeal", erzählt sie, also dass ein Haus von der Straße her gut aussieht. Eigentlich wartet sie Swimming Pools, die Rasenmalerei war zunächst nur ein zweites Standbein. Doch mit der anhaltenden Dürre wuchs die Zahl ihrer Kunden – und seit der kalifornische Gouverneur vor kurzem die ersten verpflichtenden Auflagen zum Wassersparen verkündet hat, habe sie gut doppelt so viele Anfragen.
Der Rasen, dem Kerri McCoy einen neuen Anstrich verpasst, hat seine besten Tage sichtlich hinter sich: Dort, wo sie noch nicht gesprüht hat, welken und dörren die Halme vor sich hin. Doch das Gras sei eine gute Sorte, sagt sie – und kurz, da halte die Farbe besser.
Drei Monate soll der Anstrich halten
Tatsächlich: Wenn man nicht ganz genau hinschaut, sieht der sattgrüne Rasen täuschend echt aus. Drei Monate soll der Anstrich halten – und falls es regnet, könnten die Rasenpflanzen einfach wieder ausschlagen, versichert Kerri. Den Rasen hier sprüht sie schon das zweite Mail an – der Besitzer, David Santa Ana, hatte Kerri McCoy und ihre Arbeit im Fernsehen gesehen und sie im September zum ersten Mal engagiert.
Seit vorigem April habe er seinen Rasen nicht bewässert, sagt er stolz – und das in Kalifornien, wo die automatischen Sprinkler sonst mindestens drei Mal die Woche laufen.
Sein Wasserverbrauch habe sich halbiert, erzählt David. Wie in vielen kalifornischen Städten bekäme er sogar eine Prämie, wenn er den Rasen durch weniger durstige Pflanzen ersetzen würde. Schließlich liegt Los Angeles auf demselben Breitengrad wie Tunis in Nordafrika – keine typische Gegend für Rasen.
"Wir haben in Kalifornien kein Klima wie an der Ostküste - aber die Leute ziehen von dort hierher, sind den Rasen gewohnt und wollen ihn eben auch hier haben. Meine Frau und ich, wir sind uns noch nicht einig, was wir statt dessen hier pflanzen wollen – und so lange lassen wir den Rasen eben noch anmalen."
Während viele in Kalifornien auch wirtschaftlich unter der Dürre leiden, hat sich für Kerri McCoy ein Geschäftsmodell daraus entwickelt. Aber sie sieht die Dürre nicht nur von der finanziellen Seite:
"Ich habe heute früh mit einem anderen Kunden gesprochen, der sagte, die Dürre könnte 200 Jahre anhalten. Wenn das stimmt, sind wir in großen Schwierigkeiten. Dann müssen die Leute ein paar drastische Dinge tun, um ihren Wasserverbrauch zurückzuschrauben."
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