"Hörprobe" feiert Jubiläum

100 Mal Neugier auf morgen

Das Plakat der Sendereihe "Hörprobe"
Die Sendereihe "Hörprobe" hat Grund zum Feiern © Deutschlandfunk Kultur
Moderation: Till Lorenzen |
Musikhochschulen sind das pralle Leben: Ein melting pot der Kulturen, Traditionen und Träume. Das Team der "Hörprobe" bereiste seit 1996 alle deutschen Musikhochschulen. Die 100. Sendung kommt live aus Berlin.
Im Herbst 1996 startete die Konzertreihe "Hörprobe", bei der sich Talente aus allen Musikinstitutionen Deutschlandweit live vorstellen dürfen. Einige der Studierenden gehören heute zur Klassik-Elite, wie die jungen Musiker des Kuss Quartetts, die damals eher schüchtern den Radio-Auftritt meisterten.

Jubiläumskonzert in der Hochschule für Musik "Hanns Eisler"

Das Programm des Abends ist so vielfältig wie die musikalischen Beiträge der Reihe, die bereits durch alle 24 Musikhochschulen und die Hochschulen, die als Teil einer Universität ausbilden, geführt hat. Die Berliner Studierenden interpretieren Werke von Arnold Schönberg, Leonard Bernstein, Pierre Boulez, Ernst Krenik, eine zeitgenössische Komposition von Mert Morali – und ein Bläserstück des Hochschul-Namensgebers Hanns Eisler.

Damals, vor 22 Jahren

Das erste Ziel der Redaktion war damals Detmold. Wie heute noch, reiste das Redaktions- und Technikteam an Ort und Stelle. Der Vortragssaal wurde und wird dann für einen Abend zum Live-Radio-Studio: für viele Studierende ein erster Auftritt, unplugged, im Rundfunk, gepaart mit der Herausforderung, ein erstes Interview auf der Bühne zu geben.
Ordner und Programmzettel der ersten Ausgabe der "Hörprobe" liegen auf einem Schreibtisch
Redaktionsunterlagen der ersten Sendung "Hörprobe" aus Detmold© Deutschlandfunk Kultur / Cornelia de Reese
Im Live-Moment wird klar, dass nichts korrigiert und retuschiert werden kann. Wer in der Sendung auftritt, ist für einen Tag in professionelle Abläufe mit Bühnenbesprechung, Probe und Auftritt eingebunden.

Musikhochschulen im Wandel

Die "Hörprobe" hat gezeigt, wie sich Musikhochschulen verändert haben. Mit dem Bologna-Prozess im Jahr 1999 haben die Musikhochschulen nicht nur über Bachelor und Master nachgedacht, sondern auch ihr wissenschaftliches, künstlerisches und künstlerisch-pädagogisches Ausbildungsprofil hinterfragt. Es entstanden neue Studiengänge, vor allem im Medienbereich. Aber auch der Begriff der Musiktradition hat sich erweitert. So kann man inzwischen in Lübeck sein Studium mit dem Fach Gamelan ergänzen, die Kammermusik wurde zu einem Studienzweig in Berlin, die Volksmusik kann in München studiert werden.
Ein Rückblick "Vor Publikum und Mikrofonen" von Carola Malter, DLF Kultur - Einstand:

Ausbildungsziele fokussiert

Gerade im Zuge der Spardebatten in Baden-Württemberg gab es eine intensive Diskussion um die Profilierung der Ausbildung. Musikhochschulen sind in den vergangenen Jahrzehnten deutlich mehr in den Fokus der Öffentlichkeit getreten. Wofür werden Musiker ausgebildet? Bilden wir zu viele Musiker aus? Brauchen wir Studiengebühren? Wo bleibt der deutsche Musikernachwuchs? Bereiten die Institute ihre Studierenden gut auf ihr späteres Berufsleben vor? Die Diskussionen waren streitbar und wir haben in der "Werkstatt" Hörprobe über die aktuellen Entwicklungen mit den Rektoren, PräsidentInnen und Studierenden gesprochen.
Das "Hörprobe"-Team steht vor dem Ü-Wagen von Deutschlandfunk Kultur
Das "Hörprobe"-Team vor unserem Ü-Wagen: Gerald Weinert, Matthias Schurz, Carola Malter (mit der tickenden Uhr), Stefan Haberfeld, Petra Rieß, Till Lorenzen, Hein Laabs und Thorsten Juch© deutschlandfunk kultur / Anja Schäfer
Musikalisch ist ein "Trend" zum kammermusikalischen Musizieren zu beobachten, ganz egal ob in der klassischen Musik, neuer Musik oder dem Jazz. Der Solist und Orchestermusiker ist nach wie vor für viele Studenten das Ziel. Da Orchesterstellen aber rar geworden sind, bereiten sie viele auf ein freies Berufsleben vor und das mit nicht weniger Lust und Mut. Daneben ist auch die Musikpädagogik eine echte, lebenswerte Alternative.

Inzwischen ein Publikumsmagnet

Musikhochschulen sind in den Ländern und Kommunen inzwischen große Kulturveranstalter. Regelmäßig werden Proben- und Konzertbühnen für die Öffentlichkeit geöffnet und fast jeden Abend kann man hier Musik erleben. Dass sie gestärkt wurden und werden, lässt sich auch an einer Reihe neuer Konzertsäle ablesen. In Dresden entstand ein neuer, die "Hörprobe" durfte den neuen Orchesterprobensaal im Februar 2018 in Nürnberg einweihen, so auch 2020 in Osnabrück.
Live aus dem Studiosaal Charlottenstraße der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin
Hanns Eisler
Divertimento für Bläserquintett op. 4

Xylinos Ensemble

Arnold Schönberg
"Pierrot Lunaire", Dreimal 7 Gedichte op. 21 (Ausschnitte)

Raquel Alves, Sprechstimme
Lauriane Maudry, Klarinette
David Marquard, Violine
Cosimo Lippi, Viola
Emily Heo, Cello
Lili Bogdanova, Klavier

Leonard Bernstein
West Side Story
"Balcony Scene" (Maria, Maria), aus: "West Side Story"

Theresa Pilsl, Sopran
Yun Kwon Kim, Tenor
Stewart Emerson, Klavier

Pierre Boulez
Douze Notations für Klavier (Ausschnitte)

Seunghyun Lee, Klavier

Mert Morali
Quintett "Wirf einen Stein in die Ewigkeit"

Ensemble der Hochschule für Musik

Sylvain Barres, Flöte
Žilvinas Brazauskas, Klarinette
Alex Chorny, Klavier
Divna Tontić, Violine
Romane Montoux-Mie, Violoncello

Leitung: Manuel Nawri

Ernst Krenek
"Spätlese" op. 218, Nr. 3 "Ein später Geist tritt ein"
Fünf Lieder nach Worten von Franz Kafka op. 82

Christian Moellenhoff, Bariton
Julie Nemer, Mezzosopran
Martin Schneuing, Klavier

Sophie Lindmüller
I felt a funeral in my brain
Drowning

Jazzband des JIB:

Sophie Lindmüller, Gesang
Julius Gawlik, Saxophon
Vincent Audusseau, Klavier
Sigmund Right Seljebö, Gitarre
Birgir Theodorsson, Bass
Amund Kleppan, Schlagzeug

Die Jazzband des JIB auf der Bühne
Heute mit dabei: die Jazzband des JIB© Musikhochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin / Janine Escher
Zum Nachhören:
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