Kanzler-Biograf gestorben
Eine über 1000 Seiten dicke Kohl-Biografie war das große Alterswerk des Zeithistorikers Hans-Peter Schwarz. Zuvor galt er als der einflussreichste Biograf von Konrad Adenauer. Am 14. Juni 2017 ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.
Die Deutsche Verlagsanstalt (DVA), wo viele Bücher von Hans-Peter Schwarz erschienen, informierte über seinen Tod. In einer Presse-Mitteilung des Verlages heißt es, Schwarz habe sowohl mit seinen großen Biografien über Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Axel Springer als auch mit seinen politischen Essays "zur kritischen Selbstreflexion der Deutschen und ihrer politischen Klasse wesentlich beigetragen".
In "Helmut Kohl – Eine politische Biographie" beschreibt er Kohl als einen "homo politicus" von Jugend an, der sich schnell zu einem durchsetzungsstarken Machtpolitiker entwickelte. Kaum mehr bekannt sind Kohls frühe Jahre: Schwarz beschreibt ihn als rheinland-pfälzischen Landespolitiker, der die damals altbackene CDU entschieden modernisiert habe. Als Bundeskanzler habe er bis 1989 vor allem in der Europapolitik geglänzt.
Schwarz charakterisiert das Europa der frühen 80er-Jahre als vernachlässigte Baustelle, die Kohl gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand aufgeräumt und vorangebracht habe – bis hin zur Gründung der Europäische Union. Das habe Kohl schon seiner Mutter versprochen. Winfried Sträter, Redakteur bei Deutschlandfunk Kultur, sagt zusammenfassend über die Biografie: "Es kommt eine Menge zur Sprache, was man landläufig gar nicht mit Helmut Kohl verbindet."