Google und die Verlockungen des Web 2.0

Gäste: Gerald Reischl und Jörg Schieb · 07.03.2009
Alle Welt "googelt": 90 Prozent der Deutschen verwenden die Suchmaschine, um Informationen im Internet zu finden. Der Begriff "googeln" hat sogar Einzug in den Duden gefunden.
Längst ist Google aber mehr als eine Suchmaschine: Google Earth, Google Maps, Google Books, Google Mail, Google Health – binnen zehn Jahren ist aus dem einstigen 2-Mann-Studentenprojekt in einer kalifornischen Garage eines der profitabelsten Unternehmen der Welt geworden, mit über 20.000 Mitarbeitern und einem Börsenwert von zur Zeit 102 Milliarden Dollar.

Zu den Kritikern des Internetgiganten gehört Gerald Reischl, Journalist bei der österreichischen Tageszeitung "Kurier" und Autor des Buchs "Die Google-Falle": "Ich sehe die Gefahr, dass Google zu viele Daten sammelt und ich weiß nicht, was sie damit machen. Sie speichern alle Suchanfragen ab, Google guckt, wie lange suche ich, wonach suche ich. Google hat mehr als 50 Serviceangebote und jedes ist ein Puzzlestein - und sie ergeben ein Gesamtbild."

Google sei längst ein Monopolist, ein Weltkonzern, der mit seinen Diensten die totale Kontrolle der Internet-Gemeinde anstrebe. "Es kann mir niemand erzählen, dass Google da keine Kontrollfunktion hat. Ein Unternehmen, das in der Lage ist, binnen 0,02 Sekunden 10.000 Treffer zu servieren, wird ja wohl fähig sein, die eingehenden Daten zu durchforsten und zu kombinieren."

Zudem dominiere Google die Internetrecherche – praktisch zähle nur noch das, was man dort finde. Dabei spiegele auch Google lediglich ein Tausendstel der im Internet verfügbaren Daten wider.

Diese pessimistische Einschätzung teilt der Computer-Experte Jörg Schieb nicht.
"Ich bin ein Google-Fan, einfach, weil es keinem anderen Internetunternehmen gelungen ist, innerhalb kürzester Zeit so viele Innovationen zu erschaffen." Ihn überzeugt auch, "dass die immer erreichbar sind und immer die schnellsten Ergebnisse liefern. Natürlich kommt es auch darauf an, wie man recherchiert, eine Suchmaschine kann keine Gedanken lesen. Aber ich finde es sensationell, mit welcher Zuverlässigkeit, Tempo und Innovation sie arbeiten."

Dass Google die Kundendaten für Online-Werbung nutze, sieht er nicht so problematisch: "Die geben mir etwas kostenlos, aber das funktioniert eben nicht ohne Gegenleistung. Das würde ich noch nicht einmal kritisieren. Was ich kritisiere ist, dass das alles nicht transparent passiert."

Sicher googeln und surfen ist für den Journalisten auch eine Frage der Medienkompetenz – da liege allerdings vieles im Argen: "Das ist ein zwiespältiges Thema: Einerseits wollen Eltern immer wissen, was ihre Kinder am Computer machen, aber sie wollen sich keine Zeit nehmen, um sich gemeinsam mit den Kindern hinzusetzen. Das kostet Zeit und Mühe, aber jeder muss dafür sorgen, dass seine Medienkompetenz wächst."

Längst gebe es eine "Generation Google".
"Man muss sehen, dass alle, die unter 20 sind, ein anders Selbstverständnis haben, dass sie z.B. wissen, wie sie mit relativ geringer Mühe Hausaufgaben machen können – mit ´copy und paste`. Die Frage ist: Ist das klug? Dabei bleiben andere Techniken auf der Strecke. Aber es gibt ganz eindeutig eine Generation Google, nehmen Sie Facebook, MySpace, StudiVZ – die Speerspitze dafür war die Jugend."
Besonders diese jugendlichen Nutzer müssten auch die Risiken des Internets und des Web 2.0 kennen, um sich dementsprechend zu verhalten. "Egal, ob man eine Webadresse eintippt, einen Link anklickt, einfach nur E-Mails austauscht – oder etwas online einkauft: Wer sich ins Internet begibt, der hinterlässt Spuren. Webserver protokollieren jede Bewegung, jeden Klick."
Und das Netz vergesse nichts …

"Google und die Verlockungen des Web 2.0 – Wie steht es um die Sicherheit im Internet?"

Darüber diskutiert Jürgen König heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Gerald Reischl und Jörg Schieb. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet:
www.schieb.de
www.reischl.com
www.klicksafe.de

Literaturhinweis:
Gerald Reischl, "Die Google Falle", Verlag Carl Ueberreuther