Fitness trotz Corona

Virtuell auf den Mount Fuji

04:27 Minuten
Mount Fuji vor einem weißblauen Himmel, aufgenommen vom Yamanaka-See
Virtuelle Mount-Fuji-Tour: Etwas gemeinsam machen, trotz der räumlichen Trennung durch Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen. © picture alliance / Zoonar / Makoto Honda
Von Anja Röbekamp · 18.04.2021
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Touristische Highlights virtuell erkunden - das klingt verlockend in Corona-Zeiten. Bei der App "The Conqueror" kommt zudem noch der Fitnessgedanke hinzu. Die Reise hat allerdings ihre Tücken.
"Derjenige, der vor mir ist, Mann, der hat nur einen Kilometer mehr. Den schaffe ich heute noch. Ich gehe jetzt doch noch mal einkaufen und habe die App an. Und kriege noch mal 1500 Meter oder so was, ne."
Helge Müller ist Leiter der Karatesektion der Freien Turn- und Sportvereinigung Komet Blankenese in Hamburg. Er erinnert sich mit Begeisterung an den Firmenlauf, den er vergangenes Jahr virtuell absolviert hat. Als Breitensportler konnte er kaum trainieren, und er freute sich nicht nur über die Anregung zur Bewegung.
"Und das tat uns total gut, weil das war der beginnende zweite Lockdown, eh alle zu wenig Bewegung – 'ne Routine zu haben, 'ne tägliche Routine zu haben, um rauszugehen und Kilometer zu machen, in welcher Form auch immer."

Kundenfang im Netz

Etwas Ähnliches wie bei diesem Firmenlauf hatte Müller sich auch von der virtuellen Fitnessreise erhofft, die wir gemeinsam angetreten haben – animiert von dieser Werbung, die im Netz auf Kundenfang geht.
Und das mit Erfolg. "The Conqueror" verbindet virtuell touristische Highlights wie zum Beispiel die Pyramiden von Gizeh oder den Inka-Trail mit Fitness. Eigentlich eine gute Idee: Die Teilnehmer gehen, laufen, radeln oder schwimmen eine bestimmte Distanz, und die wird auf die ausgewählte Route angerechnet.
Aber "The Conqueror" zeichnet weder Schritte noch Kilometer auf: Dafür braucht man dann eine weitere Fitness-App, wie zum Beispiel Garmin oder Strava, die – zumindest in der Basisversion – gratis sind.
"Ich zeichne eigentlich alles über Garmin auf und bin über meine Garmin devices, egal ob am Rad oder eben auch am Handgelenk, dann auch mit Strava verbunden."

Eine echte Medaillie

Angelika Schobesberger betreibt die Webseite Alp Fiction in Österreich und ist ambitionierte Hobby-Triathletin. Sie ist technisch versiert und gewohnt, als Sportlerin selbstständig zu trainieren. Auch sie kam im Lockdown auf "The Conqueror", als alle realen Rennen für Laien abgesagt wurden.
"Das waren für mich die Ersten, die so tatsächlich auch a bisserl Rennen-Feeling mitgebracht haben, weil die haben angeboten, wenn man bestimmte Strecken absolviert, dann schicken die einem eine echte Medaille zu. Und ich muss ehrlich sagen, für mich das Schönste am Wettkampf ist dann immer ebenso die Belohnung im Ziel, die Medaille sich abzuholen und dann auch einfach eine Erinnerung daran zu haben."
Als Team auf die Mount-Fuji-Tour: Wir wollten etwas gemeinsam machen, trotz der räumlichen Trennung im Lockdown. Wir sind keine Fitnessprofis – aber auch keine Couch-Potatoes. Etwas sportlich sollte unsere vermeintliche "Challenge" schon sein!
Helge Müller hat den Firmenlauf im Hinterkopf.
"Also ich denke mal, oder das war zumindest auch meine Erwartung, als wir diesen Fuji-Run da gemacht haben, dass irgendetwas Ähnliches passiert. Aber es konnte sich ja schon mal jeder einzeln irgendwie anmelden. Völlig unabhängig von den anderen, mit denen man in ein Team wollte", sagt er.
"Und derjenige, der zuerst da war, der konnte ja auch schon starten und erst den Tag später kam der nächste dazu. Also das Ganze ist ja sehr unkoordiniert gelaufen."

Kaum Anleitung und Hilfe

Das geht auch auf meine Kappe – ich hätte mich wohl vorher schlauer machen müssen, und zum Beispiel auf Youtube nach Anleitungen suchen müssen. Ich hatte aber gedacht, dass es für über 30 Euro Startgebühr auch innerhalb dieser App Anleitung und Hilfe geben würde.
Aber auf unserer kurzen, nur 74 km langen Route waren wir schon im Ziel, als wir realisierten, dass wir uns als Team verpasst haben. Blöd gelaufen.
"Diese App war eher für die Katz", sagt auch Helge Müller.
Da hätten wir bei anderen Anbietern mehr Service für weniger Geld bekommen. Immerhin: Für unsere Reise werden andernorts auf der Welt Bäume gepflanzt, verspricht "The Conqueror". Nämlich immer dann, wenn einer von den Teilnehmern – oder den Teams? – einen Meilenstein auf der virtuellen Reise erreicht. Auch das ist nicht ganz klar geworden, aber wenn echte Reisen wieder möglich sind, wird das ganz genau nachrecherchiert!
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