Eyetracker

Wohin das Auge schweift

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Großes Gestellt, genaue Messung: Eyetracker-Augenkameras. © picture alliance / dpa
Von Michael Engel |
Wo ein bestimmtes Produkt im Supermarktregal am besten aufgehoben ist, um vom Kunden gesehen zu werden, das erkennen Werbeforscher mit Hilfe von sogenannten Eyetrackern. Das sind Geräte, die unsere Blickrichtung erkennen. Doch nicht nur die Werbebranche interessiert sich für die Augenkameras.
Noch ist es nur ein Video, produziert vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz in Saarbrücken. Die kurze Filmsequenz zeigt ein Auto aus der Beifahrerperspektive. Wir fahren durch eine Stadt. Hohe Gebäude säumen den Straßenrand. Der Fahrer dreht den Kopf zur Seite, sucht etwas ...
"What is that building? - This is the Institute for new materials and technical physics ..."
"Was ist das für ein Gebäude?", fragt der Fahrer. Dann legt der Computer auch schon los. Um präzise antworten zu können, muss der Bordcomputer eine ganze Menge wissen, erklärt Dr. Mohammad Mehdi Moniri: Wo sich das Auto gerade befindet, in welche Richtung es fährt und: Wohin die Augen des Fahrers gerade blicken!
"Die wirkliche Herausforderung ist, dass wir dieses System dann so präzise einsetzen, dass wir später ganz kleine Objekte auch adressieren können. Dass wir auch später die Daten so analysieren können, dass wir sagen, OK, hat der Fahrer jetzt dieses Verkehrsschild gesehen ..."
Kamera erfasst Pupillenbewegung des Fahrers
Kernstück von "EyeVIUS", so der Name, ist ein sogenannter "Eyetracker", eine Art Augenkamera mit der die Pupillenbewegung des Fahrers erfasst wird.
"Ein Eyetracker kontrolliert quasi die Pupillenbewegung des Menschen über eine Optik und verknüpft diese Bewegung dann mit einem Steuergerät, mit dem ich dann auch Aktionen ausführen kann."
erklärt Hartmut Gieselmann von der Computerzeitschrift c't. Bislang wurden die Geräte vor allem in der Konsumforschung eingesetzt. EyeVIUS, der Eyetracker aus Saarbrücken, wurde speziell für das Auto entwickelt. Das Gerät steckt in der Konsole via a vis zum Fahrer.
"... dann weiß das Auto, ob der Fahrer jetzt die Blicke auf die Straße richtet oder nicht, ob sich der Fahrer momentan mit dem Radio beschäftigt bzw. dem Tacho oder etwas anderes sich anschaut. Oder auch die Verkehrsschilder!"
Eyetracker als persönlicher Kontrolleur
EyeVius wäre demnach nicht nur ein elektronischer Guide, der interessante Gebäude am Wegesrand erklärt, sondern auch ein persönlicher Kontrolleur, der immer genau weiß, wohin der Fahrer gerade schaut. Auf die rote Ampel, den Zebrastreifen, den Radfahrer .... Im Falle eines Unfalls wären das wichtige Daten, um die Schuldfrage zu klären: Einige Autohersteller testen die Systeme bereits, arbeiten an einer Black Box für Fahrzeuge.
Seit kurzem erobern die Eyetracker sogar die Museen: Dr. Ludwig Hitzenberger von Uni Regensburg schickt Versuchspersonen mit Spezialbrillen in die Münchener Pinakothek: Eyetracker, integriert im Brillengestell, sollen dort herausfinden, wohin die Menschen eigentlich schauen, wenn sie vor einem Gemälde stehen.
"... das hängt sehr stark vom Gemälde ab. Also von der Größe. Wenn sie einfach den Kopf in den Rücken legen müssen, damit sie das noch sehen, dann werden die oberen Bereiche weniger betrachtet. Und daraus muss man dann Schlüsse ziehen."
Interaktives, direktes Museumserlebnis
Interaktiv gesteuert von einem Eyetracker wäre eine Führung im Museum direkter, intensiver, spezieller, meint Ludwig Hitzenberger, der gerade ein Konzept dafür entwickelt. Da der Eyetracker weiß, wohin die Blicke schweifen, können die Besucher noch gezielter informiert werden.
"Bei Bildern kann man sich bewegen – wegbewegen – Details betrachten. Da kann man sich dann auch Richtung virtuelle Realität einiges vorstellen oder augmented reality. Das könnte man durch Google Glass zum Beispiel noch deutlich erweitern und da auch zu ganz interessanten Möglichkeiten kommen."
... und dann gerät der Wissenschaftler auch schon ins Schwärmen: Wenn der elektronische Guide weiß, welche Details im Ölgemälde von Interesse sind, dann könnten zusätzliche Informationen geliefert werden. Röntgenbilder von der Restaurierung zum Beispiel, die in die Spezialbrille eingespiegelt werden. Mona Lisa mit Eyetracker und Google Glass! In der Gemälde-Galerie der Zukunft könnten sich zwei Welten überlagern: Öl auf Leinwand und noch ein paar Pixel obendrauf. Bleibt abzuwarten, ob das die Besucher auch gut finden.