Ende der Apartheid

Von Frank Räther · 17.03.2007
Seit Beginn der 90er Jahre wandelte sich Südafrika vom international geächteten Apartheidstaat zu einem Land mit gleichen Rechten für alle Rassen unter schwarzer Regierung. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war das Referendum am 17. März 1992, als sich der letzte weiße Präsident des Kaplandes, Frederik Willem de Klerk, die Unterstützung für seine Reformpolitik holte.
Es war das letzte Referendum im Apartheidstaat Südafrika, in dem ausschließlich die weiße Bevölkerungsminderheit ihre Stimme abgeben durfte. Am 17. März 1992 hatte diese die Wahl zwischen Ja und Nein. Die Frage war etwas kompliziert. Denn auf dem Stimmzettel hieß es: "Unterstützen Sie die Fortsetzung des Reformprozesses, den der Präsident am 2. Februar 1990 begann, und der auf eine neue Verfassung abzielt, die aus Verhandlungen hervorgeht?" Doch jeder wusste, worum es geht, um das Ende der seit 1948 dominierenden Apartheid, um das Ende der Rassentrennung, die Südafrika seit der Ankunft des ersten Europäers 1652 geprägt hatte, um eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft. Südafrikas Präsident Frederik Willem de Klerk erklärte in einer Fernsehansprache:

"Die Zeit ist gekommen, dass eine neue Verfassung Gestalt bekommt und dass alle Südafrikaner daran teilhaben und dass alle Südafrikaner als gemeinsame Nation ihren stolzen Platz in der internationalen Staatengemeinschaft einnehmen."

De Klerk hatte erkannt, dass sich die Rassenherrschaft am Kap nicht mehr lange aufrechterhalten ließ. Trotz Polizeiterrors wuchs der Widerstand in den Schwarzen-Siedlungen und hatte sie nahezu unregierbar gemacht. International war Südafrika isoliert und boykottiert. Immer mehr westliche Konzerne zogen ab. Und so versuchte de Klerk zu retten, was noch zu retten war. Am 2. Februar 1990, dem Datum, auf das sich die Referendumsfrage bezog, verkündete er im Parlament:

"Ich möchte hier klar sagen, dass die Regierung den festen Entschluss gefasst hat, Nelson Mandela ohne Bedingungen freizulassen."

Auch das 1960 verhängte Verbot des Afrikanischen Nationalkongresses wurde aufgehoben, und es begannen Verhandlungen mit der ANC-Führung unter Mandela über die Zukunft Südafrikas. Doch was politisch vernünftig klang, war für viele Weiße nicht nachvollziehbar, hatte man ihnen doch seit Generationen eingetrichtert, dass die Schwarzen eine minderwertige Rasse und keine richtigen Menschen seien, wie diese Frau überzeugt in der Wochenschau von damals sagte:

"Wir können uns nicht mischen mit diesen Eingeborenen-Nationen, solange sie nicht kultiviert und gebildet sind."

Hingegen unterstützten viele Geschäftsleute und Gebildete de Klerk, weil sie nur durch Beendigung der Apartheid Zukunftschancen sahen. Präsident de Klerk glaubte, dass er die Mehrheit hinter sich hatte und wollte deshalb das Referendum. Er hatte Erfolg. Zwei Drittel der teilnehmenden Weißen, genau 68,7 Prozent, stimmten mit Ja. Damit hatte de Klerk das Mandat, die Verhandlungen über eine neue Verfassung fortzusetzen. Doch wie genau dieses neue Südafrika gestaltet werden sollte, darüber gab es im Rahmen der CODESA genannten Verhandlungen heftige Auseinandersetzungen. Mandela drängte auf das Prinzip "Ein Wähler - eine Stimme". Davor aber scheuten die Weißen zu diesem Zeitpunkt zurück, wie Politikwissenschaftler Deon Geldenhuys erläutert:

"Sie begriffen, dass sie niemals wieder die politische Macht in Südafrika haben werden. Denn die Demografie ist gegen sie."

Nur 13 Prozent der südafrikanischen Bevölkerung sind Weiße. Bei demokratischen Wahlen erreichen sie somit nie eine Mehrheit. Und so zogen sich die Verhandlungen bis zu den ersten freien Wahlen im April 1994 noch zwei Jahre lang hin, wurden mehrfach abgebrochen und mit Drohungen belastet. Kurz vor den Wahlen bestand sogar die Gefahr eines schwarz-weißen Bürgerkriegs. Doch sowohl der weiße Präsident de Klerk als auch der schwarze ANC-Führer Mandela wussten um die Brisanz und erreichten am Ende immer wieder tragfähige Kompromisse. Und so verkündete Erzbischof Desmond Tutu am Tag der ersten freien Wahlen 1994 freudig den Beginn einer neuen Ära Südafrikas:

"Der Tag ist gekommen. Es ist ein historischer Tag für alle unsere Menschen. Ein neues Südafrika, in dem alle von uns, Schwarze und Weiße einander die Hand reichen und für ein gemeinsames Gedeihen zusammenarbeiten. Ist das nicht wunderbar?"

Das mehrheitliche Ja der Weißen beim Referendum vor 15 Jahren hatte für diesen historischen Wandel eine wichtige Weiche gestellt.