Einzelhandel

Lebensmittelverschwendung ist "ein Riesenskandal"

Äpfel, Kartoffeln, Kohlrabi, Salatkopf, Kürbis liegen auf einem Stuhl
Bis 2030* will die Bundesregierung die Lebensmittelverschwendung um die Hälfte reduzieren. Davon sei man "meilenweit entfernt", kritisiert Stefan Kreutzberger. © Imago
Stefan Kreutzberger im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Jedes Jahr werden 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weltweit vernichtet. Häufiger Grund: Sie sind nicht "schön" genug, um in die Läden zu kommen. Dagegen könnten Handel und Verbraucher viel tun, sagt der Autor Stefan Kreutzberger. Sie müssten nur wollen.
Laut Umweltschutzorganisation WWF geht ein Drittel der Kartoffeln jährlich verloren, weil sie nicht den selbst aufgestellten Normen des Handels entsprechen. Eine Tatsache, die Stefan Kreutzberger ("Die Lebensmittelvernichter") anprangert. Denn über die Qualität der Lebensmittel sage das nichts aus:
"Eine Kartoffel, die herzförmig gewachsen ist, hat genau die gleichen Inhaltsstoffe, genau den gleichen Geschmack wie ihre runde Kollegin. Aber im Verarbeitungsprozess ist sie natürlich schwieriger zu bearbeiten: Sie kann nicht richtig geschält werden, sie kann nicht in die exakt gleichen Chipsstärken geschnitten werden - und von daher werden die Sachen aussortiert. Sie kommen dann, wenn sie Glück haben, in die Futtermittelverwertung oder werden zu Stärke, zu Industriealkohol verarbeitet - und das ist natürlich ein Riesenskandal."

"Man kann etwas tun"

Dabei könnte der Handel selbst das Verhalten der Verbraucher beeinflussen, meint Kreutzberger: durch Angebote auch weniger ansehnlicher Lebensmittel zum Beispiel. Die Konsumenten wiederum fordert der Autor auf, auch Dinge zu kaufen, die nicht hochglanzpoliert sind, außerdem weniger und gezielter einzukaufen - und Lebensmittel, die zu viel sind, weiterzuverschenken. "Man kann etwas tun, auch im Handel - wenn man es will", sagt Kreutzberger.
Der Bundesregierung stellt er im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ein schlechtes Zeugnis aus: Aus dem 2015 verkündeten Aktionsplan zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen sei gar nichts geworden.
*) Korrektur: In einer alten Version stand an dieser Stelle 2020 statt 2030. Ilse Aigner hatte als Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz das Jahr 2020 einst als Ziel für die Halbierung genannt. Inzwischen wurde es jedoch angepasst.
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