Echt virtuell

Von Mandy Schielke |
Ohne Gedränge durch die Hackeschen Höfe spazieren oder dem Palast der Republik beim Verschwinden zuschauen. Was im wahren Leben unmöglich scheint, funktioniert in der virtuellen Version von Berlin ganz wunderbar. Seit Oktober 2008 gibt es neben Second Life noch eine andere Online-Welt: Twinity.
In ihr kann man durch die Straßen der Hauptstadt schlendern, eine Wohnung kaufen, Galerien besuchen oder tanzen gehen. Wie fühlt es sich an das Leben am Bildschirm, kann Twinity-Berlin es mit der echten Metropole aufnehmen?

Downloads und Datenabfragen. Irgendwann steht da eine Figur vor dem Haus der Kulturen der Welt an der Spree. Wie in einem Comic. Der Himmel ist hellblau. Sie wiegt sich leicht hin und her. Sie atmet. Das bin ich also. Rundes Gesicht, kurze blonde Haare, rote Kniehosen, graues T-Shirt, Turnschuh. Eigentlich könnte ich mich durch umfangreiche Menüs klicken und das Aussehen meiner Figur, des Avatars jetzt an die Wirklichkeit anpassen. Aber ich bin zu ungeduldig, ich will los. Hier am Haus der Kulturen der Welt kommt jeder, der nach Berlin will, erst einmal an, egal auf welchem Kontinent er gerade am Computer sitzt.

Mirko Caspar: "Es gibt mehrere Gründe und einen dominanten Grund, warum wir Berlin als erste Stadt ausgewählt haben."

Mirko Caspar, einer der Gründer und Geschäftsführer von Metaversum, dem Unternehmen, dass sich Twinity, diese virtuelle Welt ausgedacht hat.

Mirko Caspar: "Und das ist der, dass für Berlin weltweit sehr, sehr gute 2D- und 3D-Datenmodelle zur Verfügung stehen. Wo sind welche Straßen und wie sind die Häusergrundrisse, wir brauchen die Höhenstrukturen der Häuser, die Dachformen, wir müssen wissen, wo die Bäume stehen. Und in der Qualität das gesamte Stadtbild mit 120 Quadratkilometern, da war Berlin die erste Stadt. Berlin ist dazu international auch noch sehr bekannt, ist eine Kreativmetropole ist hip – dann, haben wir gedacht, machen wir es doch in Berlin."

London und Singapur sollen demnächst folgen. Mit einer Kombination aus Mausbewegungen und dem Drücken von Pfeiltasten kann ich mich herumdrehen, in alle möglichen Richtungen laufen und die Perspektive auf mich und alles um mich herum wechseln. Auf einmal steht ein Mann vor mir, ziemlich nah wie ich finde. Über seinem Kopf steht Josef.

Eine Sprechblase!

"Hi, wer bist Du?"

Mandy, Hallo.

"Klick bei Einstellungen auf Namen. Dann steht Dein Name auch über Dir, Mandy."

Das mach ich also, zieh die Maus neben dem Computer nach unten, die Perspektive ändert sich, ich werde kleiner, mein Name über mir auch. Ich überlege, was ich Josef noch so sagen könnte. Aber er ist schon weg, geht weiter zum Eingang des Sechzigerjahre-Baus. Daneben stehen beleuchtete Schaukästen, wie für Kinowerbungen. Eine Ansicht vom Hackeschen Markt oder dem Alexanderplatz mit dem Fernsehturm. Wenn ich draufklicke, komme ich dahin. So kann man im virtuellen Berlin Wege abkürzen. Es ist wie im Raumschiff Enterprise, nur heißt dieses zeitlose Rauschen von einem Ort zum anderen hier nicht Beamen sondern Teleportieren.

Ein kleiner Balken hopst auf den Bildschirm und füllt sich nach und nach, 30 Sekunden, 20 Sekunden, zehn. Keine halbe Minute später stehe ich schon am Hackeschen Markt. Das wäre im wirklichen Berlin niemals möglich, nicht einmal nachts mit dem Taxi, wenn die Straßen frei sind. Ich steh an der Ecke zur Rosenthaler Straße und blicke auf die Hackeschen Höfe. Wie kleinteilig und aufwendig die Jugendstilfassaden nachgebaut sind.

Mirko Caspar: "Die räumliche 3D-Darstellung die ist maßstabgetreu. Das heißt, wir benutzen Google-Maps um durch die virtuelle Welt zu browsen, zu durchsuchen. Das sind also wirklich die realistischen 2D- und 3D-Daten. Darauf werden Fassaden appliziert, Straßenmöbel, auch die sind zum größten Teil maßstabsgetreu und korrekt, obwohl wir dabei nicht bis ins letzte Detail gehen, es sei denn jemand kommt, kauft sein virtuelles Gebäude, ein kommerzieller oder privater Nutzer und dann hat er auch das Recht zu sagen, pass mal auf, wir haben einen spitzen Stuck über unseren Altbaufenstern und keinen runden, könnt ihr das bitte fixen! Und dann tun wir das."

Eine Frau mit Kapuzenpulli und Mütze steht mitten auf der Straße. Denkt sie nicht an die Straßenbahn? Die schrammelt hier doch immer besonders scharf vorbei. In der Realität, aber nicht in Twinity. Hier gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel auch keine Autos. Es fehlt jede Hektik. Überhaupt sind Maria und ich die einzigen Menschen weit und breit.

Das ist im wirklichen Berlin ganz anders.

Auf den Straßen im virtuellen Berlin ist es mucksmäuschenstill. Ich dreh am Lautstärkeregler. Aber da ist nichts zu machen. Noch gibt es in Twinity keine Geräusche, sagt auch Mirko Caspar von Metaversum. Ich drück die Shift-Taste, mein Avatar rennt los. Das sieht ziemlich athletisch aus. Auf einmal rauscht Marco an mir vorbei. Wir bleiben stehen - beide.

"Hey!"

Hi.

"Ist gerade nicht viel los. Was hast Du vor?"

Ich will in den Prenzlauer Berg. Und später zu einer Lesung, schreib ich in die Blase.
Dann klick ich auf seinen Avatar. Auch er sieht jung aus. Und ich frage mich, ob es eigentlich nur schöne, schlanke Menschen gibt bei Twinity. Dann öffnet sich ein Fenster mit allen Eigenschaften: Josef kommt aus Rostock, Mitte 30, Formel Eins Fan und Weinliebhaber, seit zwei Monaten bei Twinity. In dieser Welt soll man echt sein und will es auch, sagt Mirko Caspar von Metaversum.

Mirko Caspar: "Im Vergleich zu allen anderen virtuellen Welten ist es die authentischste Nutzerschaft. Wir sind die einzige virtuelle Welt, die keine Fantasiewelt ist mit Fantasieavataren, sondern mit Personen, die mit ihrem Namen, die mit ihrem Vornamen, ihrem echten Profil in Twinity sind, sozusagen mit ihrer virtuellen Welt an ihr echtes Leben anknüpfen."

Ich verabschiede mich und mache mich auf in den Weg nach Prenzlauer Berg. Ich will in die Gegend, in der ich auch im echten Berlin lebe. Ich muss laufen, oder rennen. Das wird eine Weile dauern. Denn in der Nähe meiner Straße gibt es keinen Ort, zu dem sich teleportieren kann.

Mirko Caspar: "Wir haben 25 Quadratkilometer, vielleicht 30 Quadratkilometer des virtuellen Berlins veröffentlicht. Die Grenzen des jetzigen Stadtgebiets verlaufen hinterm Potsdamer Platz in Richtung Kurfürstendamm. Sie verlaufen oberhalb vom Prenzlauer Berg. Dann Kreuzberg und dann bis rüber ins Regierungsviertel."

Der Rest der 120 Quadratkilometer steckt noch im Computer des Entwicklungsbüros. Weiter. Es dämmert, der Himmel färbt sich rosa. Gipsstraße, Sophienstraße. Der Weg dauert so lange wie im echten Leben. Aber es ist gar nicht so kalt. In Berlin tanzt die Temperatur um den Gefrierpunkt. Es ist Februar. Aber die Bäume hier an der Ecke zur Steinstraße tragen grünes Laub. Das entspricht zwar nicht der Realität, aber es ist schön.

Mirko Caspar: "Wir haben zwar jetzt minus zwei Grad auch in Twinity aber die Leute spüren es natürlich nicht."
Vielleicht ist genau das die Grenze zur Echtheit, die sich in einer virtuellen Welt nicht durchbrechen lässt. Man spürt nichts, hört und riecht sie auch nicht - die Großstadt. Und es gibt auch keinen Müll, keine Schmuddelecken.

Mirko Caspar: "Das ist nicht bewusst gewollt, es ist im Moment einen Nebeneffekt. Wir als Betreiber der Plattform haben gesagt, weil wir zumindest die Authentizität der Fassaden, der Straßen gewährleisten wollen, haben wir sie den Nutzern noch nicht geöffnet, so dass sie selbst aktiv werden können. Die Leute können keine Graffitis machen und auch keinen Müll umherschmeißen. Wir überlegen tatsächlich in welchem Ausmaße wir die Außenwelt stärker dem Nutzer zur Verfügung stellen."

Dazu müssen Mechanismen programmiert werden, die gleichzeitig ausschließen, dass in Twinity Anarchie und Chaos ausbrechen. An der Ecke zur Torstraße steht ein Bus. Aber er bewegt sich nicht. Auch das soll sich ändern.

Mirko Caspar: "Wir würden sehr, sehr gern mit den Berliner Verkehrsbetrieben zusammen arbeiten. An jeder Haltestelle gibt es die aktuellen Fahrpläne. Wir können die Züge darstellen, man hat dann auch ein Fahrerlebnis. Kann rausschauen."

Nur haben die Berliner Verkehrsbetriebe das Konzept von Metaversum – so scheint es - noch nicht für sich entdeckt. Die Softwareentwickler, die zum großen Teil von Kiew aus arbeiten, bauen das echte Berlin mit seinen Fassaden und Straßen originalgetreu nach und Cafes, Geschäfte, Museen und Galerien bezahlen dafür, dass alles so aussieht wie in der Realität und können ihre Dienste und Produkte verkaufen.

Twinity, so die Absicht der Betreiber, soll eine Werbeplattform sein. 80 kommerzielle Partner hat Metaversum für Twinity in Berlin schon gewinnen können, sagt Mirko Caspar. Die Galerie Lumas zum Beispiel. Man kann als Avatar durch die Ausstellungsräume in Berlin Mitte spazieren, die Fotos sehen und auch kaufen. Bislang gibt es knapp 10.000 Menschen weltweit, die sich im virtuellen Berlin bewegen. Manche haben Wohnungen mit der Twinity Währung Global gekauft, Modegeschäfte eröffnet oder Tanzclubs aufgemacht. So wie das Black Snow. Adresse im virtuellen Berlin: Leipziger Straße 23. Berlin-Mitte.

Der Boden glänzt schwarz. Aus mannshohen Kelchen an der Tanzfläche flackern hellrote Flammen. Ich stehe an der Tanzfläche und es ist klar, dass ich nicht das richtige Outfit habe für einen Nachtclub. Die anderen Frauen, Penny, Sarina oder Lara, tragen enge Kleider und Stiefel, die Männer fast alle Anzüge. Ich klick mich durch die Kleidungsmenüs und entscheide mich für eine schwarze Bluse, 85 Globals, umgerechnet weniger als 50 Cent.

Aber was sag ich nur, ich kann mich nicht erinnern je allein auf eine Party gegangen zu sein. Vielleicht erst einmal tanzen. Wieder durchs Menü klicken. Boggie. Der Avatar - also sich senke - augenblicklich die Schultern und reibe die Fäuste aneinander, so wie wenn man Kleidung mit der Hand wäscht. Dazu tippele ich viel zu schnell auf dem Boden umher. Oje. Das muss aufhören. Also wieder rein ins Menü. "Shoulder Move". Ja. Das könnte es sein.

Eine Sprechblase über der aufwendig frisierten Sarina. Sie kommt auf mich zu.

"Hey Mandy, nicht schlecht."

Danke. Kommst Du oft hierher?

"Ja, ist doch super Musik, oder? Ist das Dein erstes Mal?"

Sie kommt näher und ich denke darüber nach, was ich sie noch fragen könnte. Plötzlich steht Glenn neben mir.

Hi Glenn. Was führt Dich an einem Donnerstagabend hier in den Club?

"Habe eben Feierabend gemacht."

Feierabend? Wovon? Er fährt auf einem Passierschiff zwischen Kiel und Oslo hin und her, schreibt er, ist Ende dreißig und seit drei Monaten fast jeden Abend nach der Arbeit auf See per Laptop in Berlin. Müde sieht er nicht aus. Im Gegenteil.

Wie ist es auf dem Meer heute Abend?

"Nebelig aber ruhig."

Verblüffend. Auf der Ostsee, schön aber einsam. Deswegen ist er bei Twinity. So kommt er raus aus dem immer gleichen Alltag – direkt in die Großstadt. Ich frage mich wo die anderen hier jetzt eigentlich, im wahren Leben sind und hab dabei ganz vergessen, dass mein Avatar, also ich, aufgehört habe zu tanzen. Wenn man ihnen eine zeitlang keine Aktionen zubilligt, schlafen sie nämlich ein.

Dann stehen sie wiegend und ein bisschen schlaff einfach so herum. Und das geht natürlich nicht. Auch in dieser virtuellen Welt will man Haltung bewahren. Neben der Tanzfläche unterhalten sich Rosa und Clemens. Jemand erzählt, dass die beiden ein Paar sind. Auch im echten Leben. Kennen gelernt aber haben sie sich bei Twinity.

Mirko Caspar: "Ich glaube Gefühle sind da, sehr sehr stark auch. Aber das physische Spüren und Fühlen ist definitiv noch eine Grenze."

Aber vielleicht wird es auch dafür irgendwann die passenden Geräte geben, meint Mirko Caspar.

Im echten Berlin gibt es in der Leipziger Straße 23 keinen Club.

Der Computer ist abgestürzt. Ich meld mich wieder an, lande wieder am Haus der Kulturen der Welt und teleportiere mich zum Hackeschen Markt. Jetzt reicht die Zeit nicht mehr, um bis hoch in den Prenzlauer Berg zu laufen. Gleich beginnt in der so genannten "Zitty-Leserlounge eine Lesung, eine Lesung die zur gleichen Zeit, nämlich auch im echten Berlin anfängt.

Bernd Cailloux liest aus seinem Buch: "Der gelernte Berliner, sieben neue Lektionen"
Mirko Caspar: "Sowohl in der virtuellen Welt als auch am realen Ort gibt es die Lesung."

Mirko Caspar von Metaversum.

Mirko Caspar: "Die Live-Lesung wird automatisch übertragen in das virtuelle Twinity. Der Avatar des Autors ist auch gemodelt. Die Mitglieder kriegen das live mit, können auch Fragen stellen, weil die Szenerie in Twinity wird gleichzeitig zurückgesendet in die reale Location. Und so ist es wirklich eine sehr, sehr enge Verknüpfung und wir hatten tatsächlich bei der letzten Lesung mehr Besucher auf der virtuellen Veranstaltung als auf der echten."

28 Leute sitzen und stehen in dem Raum, der wie ein Loft aussieht. Sie kommen aus Frankreich, England oder den USA. Mirko Caspar ist mit seinem Avatar auch auf der Lesung. Manche der Besucher kennt er von anderen Lesungen oder Feiern und er meint die Motivation der Menschen zu kennen, die ihre Zeit bei Twinity verbringen.

Mirko Caspar: "Wir waren noch nie in Berlin, weil wir in Amerika wohnen, Singapur oder in Malaysia. Aber dort mal etwas aus Berlin-Mitte mitzubekommen, das finden wir spannend. Oder Originalzitat von einem Nutzer, der bei uns bei einem Lifeevent war aus Pforzheim, der sagte: Jetzt bin ich das erste Mal in meinem Leben beim Hauptstadtleben dabei. Aus meiner kleinen Bude in Pforzheim heraus."

Die Hälfte der Twinity-User kommt nicht aus Deutschland.

Mirko Caspar: "Wir haben Leute, die zumindest angeben, dass sie aus Afghanistan kommen und wir haben Leute, die kommen aus vielen asiatischen Ländern, zum Beispiel aus China. Aber da kann ich nicht erkennen, oder aus einem Gespräch ersehen, dass die Nutzung aus der Motivation, sich ein bisschen mehr Freiheit zu verschaffen, entspringt."

Ich geh aus der Tür in dem ich dort auf einen grünen Pfeil klicke und stehe nach ein paar Sekunden wieder auf der Straße. Ich renn die Oranienburger Straße entlang, auf der ich ganz allein bin, dann steh ich vor dem alten Postfuhramt, in dem sowohl im echten Berlin also auch hier eine Galerie für zeitgenössischen Kunst "C/O" untergebracht ist. Ich geh hinein und schau mich um.

Mirko Caspar: "Das ist eine schöne Möglichkeit um Kunst zu erfahren."

Sagt Mirko Caspar.

Mirko Caspar: "Und da ist noch ein zweiter Punkt: Das soziale Erleben. Oftmals geht man in eine Galerie, dann unterhält man sich, hat eine Führung, unterhält sich über das Gesehene. Da ist ein gesellschaftlicher Austausch mit verbunden. Und das kann ich jetzt auch zu Hause von meinem Computer aus machen. Ich bin nicht allein an dem Computer. Ich kann meine Erlebnisse teilen nicht nur mit Menschen in der Stadt sondern weltweit."

Nur ist gerade niemand da, der Porträts mit mir anschaut. Ich geh also wieder raus und laufe in Richtung Palast der Republik. Er ist noch da im virtuellen Berlin. Über ihm drei riesige Kräne. Auch bei Twinity wird er abgebaut.

Aber bis dort zwischen Dom und dem alten Staatsratsgebäude eine riesige Lücke klafft, so wie in der Realität, wird wohl noch eine Weile vergehen.

Ich will es noch einmal probieren in den Prenzlauer Berg zu laufen. Hoffentlich stürzt der Computer nicht wieder ab. Also los. Rosentaler Straße, Weinmeister Straße. Torstraße und den Berg hoch beim Weinbergsweg. Nach und nach bauen sich die Fassaden auf. Ich bleib einen Moment stehen. In der Hausnummer 115 sind doch fünf Wohnungen zu haben. Was würd ich da machen, frag ich mich. Sich mit Freunden und der Familie treffen, sagt Mirko Caspar, mit denen, die man nicht einfach so nach der Arbeit oder am Wochenende besuchen kann.

Mirko Caspar: "Wenn ich bei mir in die Wohnung geh, ich habe eine kleine Tochter und da sind Fotos an der Wand und immer die Aktuellen und wenn meine Eltern sich mal einloggen, wir uns virtuell bei uns in der Wohnung treffen, dann gibt es neue Greta-Fotos. Und ich kann eben sofort die Reaktion haben. Bislang war es so. Ich schreibe einmal im Monat eine Mail und dann kommt eine E-Mail zurück. Jetzt ist es so, dass wir uns gemeinsam in der Wohnung treffen, ich zeig die Fotos und sofort wird zurück gechatted. Wir haben einen sozialeren Austausch."

Ja. Aber wie es ihnen wirklich geht, den Eltern zum Beispiel, bekomme ich so auch nicht raus. Und umarmen kann ich sie auch nicht. Also weiter. Kastanienallee, Schwedterstraße, Kollwitzstraße. Den Spielplatz am Kollwitzplatz gibt es nicht. Sowieso gibt es keine Spielplätze und auch keine Kinder in Twinity. Wenn man durch den Prenzlauer Berg geht, fällt das auf. Noch über die Danziger Straße. Gleich bin ich zu Hause. Ich kann schon die Kirchturmspitze in der Senefelder Straße sehen. Doch nördlich der Danziger Straße, sind die Häuser nur noch graue Blöcke. Keine Fassaden. Die Straße, in der ich lebe, gibt es, aber den hübschen Altbau mit dem Mosaik am Eingang gibt es noch nicht. Noch nicht.