"Die Ärzte"-Bassist Rodrigo González

"Ich bin immer auf der Seite der Flüchtlinge"

Rodrigo Gonzalez und Eduardo Yañez an einer Gedenkstätte für die Opfer der Diktatur in Santiago de Chile
Rodrigo Gonzalez und Eduardo Yañez an einer Gedenkstätte für die Opfer der Diktatur in Santiago de Chile © mindjazz pictures
Rodrigo Gonzalez im Gespräch mit Vivian Perkovic · 11.08.2016
Rodrigo González spielt bei der Berliner Punkrockband "Die Ärzte" den Bass. Geboren aber wurde er 1968 in Chile. Wir haben mit ihm über Nahuel Lopez' Dokumentation "El Viaje" gesprochen. In dem Film können wir González dabei begleiten, wie er in sein Geburtsland reist.
Die Ärzte-Bassist Rodrigo Gonzalez ist gebürtiger Chilene und musste als Sechsjähriger mit seinen Eltern, die in der Unidad Popular aktiv waren, nach dem blutigen Militärputsch das Land verlassen. 1974 erhielt die Familie in Hamburg Asyl.
Der junge Rodrigo macht in der Hansestadt Abitur und sollte in Deutschland bald seine musikalischen Spuren hinterlassen – und das nicht nur bei den Ärzten. Musikalischen Spuren ganz anderer Art ist der Musiker zusammen mit Filmregisseur Nahuel Lopez nachgegangen. Heimatlichen. Zum ersten Mal seit 40 Jahren betrat er wieder chilenischen Boden und ließ sich dabei von der Kamera begleiten. "El Viaje" heißt der Film, der heute in die Kinos kommt.

Einblick in die aktuelle Liederszene Chiles

Eine Doku, die weniger in Kindheitserinnerungen seines Protagonisten schwelgt, sondern einen Einblick gibt in die aktuelle Liederszene Chiles. Zahlreiche Begegnungen mit Musikern wurden da festgehalten. Musiker, die damals und heute für das Land und sein politisches Klima wichtig waren, wie etwa Aldo "Macha" Asenjo von der Nueva Cumbia-Band Chico Trujillo, der Liedermacher Chinoy und natürlich Camila Moreno, die heute zu den bekanntesten chilenischen Liedermacherinnen gehört. Ergreifend die Begegnung mit dem Liedermacherbarden Eduardo Yañez im Nationalstadion von Santiago de Chile, in dem gefoltert und gemordet wurde...
Tonartmoderatorin Vivian Perkovic hat sich mit Rodrigo Gonzalez getroffen und mit ihm unter anderem über sein besonderes Verhältnis zum Heimatbegriff ebenso gesprochen wie über die für einen Musiker nicht immer leicht zu verdauenden, weil zeitraubenden Dreharbeiten und die Situation heutiger Flüchtlinge in Deutschland im Vergleich zu 1974, als seine Familie selbst als Flüchtlinge und Asylsuchende nach Hamburg kam.
Mehr zum Thema