Bofinger kritisiert Kompromiss zum Mindestlohn

19.06.2007
Das Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Peter Bofinger, hat den Kompromiss der Koalitionsrunde beim Mindestlohn kritisiert.
Man habe eine Chance verpasst, ein Zeichen zu setzen für Menschen mit einer geringeren beruflichen Qualifikation, sagt Bofinger im Deutschlandradio Kultur. "Das Ziel sollte sein, von seiner Arbeit leben zu können. Diese Zielmarke wurde nicht erreicht."

Man hätte ein Modell wie beispielsweise in England wählen können, räumte er ein. Dort gebe es einen Mindestlohn, der bei fünf Euro liege, den man mit einem Erwerbstätigenzuschuss kombiniere. "Das wäre ein vernünftiges Gesamtpaket gewesen."

Er bezeichnete es als "richtig", dass man die Politik aus der Lohnsetzung heraushalten sollte, wie beispielsweise in England. "Dort wird der Mindestlohn von einer Low-Pay-Commission festgelegt, die sich aus Arbeitgebern, Gewerkschaftern und Wissenschaftlern zusammensetzt." Dieses Modell solle man in Deutschland übernehmen, empfahl Bofinger.

Er zeigte sich skeptisch, ob es einen gesetzlichen Mindestlohn geben werde. "Es ist fraglich, ob wir einen zweiten Anlauf hinbekommen. Mein Eindruck ist, dass es ähnlich wie bei der Pflegeversicherung sein wird, dass man den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht."