Bessere Schulqualität, Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen

Von Jürgen König · 16.08.2011
In Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern sind die Schulqualität und die individuellen Fördermöglichkeiten am besten. Das zeigt der Bildungsmonitor 2011 des Instituts der deutschen Wirtschaft, in dem die Bildungspolitik der Bundesländer verglichen wird.
Leisten unsere Bildungssysteme einen Beitrag zu mehr Wachstum und Gerechtigkeit? Das ist die zentrale Fragestellung der Studie: 111 Indikatoren in 13 Bereichen wurden untersucht und bewertet, die Ergebnisse sind vergleichbar und lassen ein Ranking zu. Axel Plünnecke, vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, der Autor des "Bildungsmonitors":

"Der Bildungsmonitor ist nun so aufgebaut, dass er 13 Handlungsfelder untersucht, in denen Gerechtigkeitsaspekte eine große Rolle spielen wie die Infrastruktur, das Thema Bildungsarmut - also Schulabbrecherzahlen - können genügend Schüler ausreichend gut lesen oder andere Kompetenzen vorweisen, das Thema Integration - wie gut gelingt es uns, bildungsferne Schichten zu fördern- und weitere Felder, die eben sehr stark auch das Thema Wachstum in den Mittelpunkt stellen."

Für alle Bundesländer gilt: Es geht voran. Überall sind gegenüber dem Vorjahr Fortschritte zu verzeichnen. Das Fachkräfteangebot und damit die Schulqualität, die Förderinfrastruktur wie auch die Betreuungsbedingungen konnten verbessert werden. Der Anteil der Grundschüler in Ganztagsschulen ist gestiegen, es kommen weniger Schüler auf eine Lehrerstelle als im Vorjahr, der Anteil von Migranten ohne Abschluss konnte von 15 auf 13,8 Prozent verringert werden, die Zahl der Schüler mit Leseschwächen sank ebenso wie die Zahl der Schulabbrecher. Dagegen erreichten - sowohl an beruflichen an wie allgemeinbildenden Schulen - mehr Schüler eine Hochschulqualifikation. Für diese Fortschritte, sagt Axel Plünnecke, seien die Programme des Bundes erkennbar hilfreich gewesen.

"Wenn man die U3-Betreuung nimmt, wenn man die Ganztagsschulprogramme nimmt, da kann der Bund durchaus, in dem er als Co-Finanzier auftritt und einen Topf zur Verfügung stellt, um etwas in Bewegung zu setzen, gerade bei der Infrastruktur helfen. Da sind doch sehr starke, gerade in den Zeitabläufen direkt, nachdem diese Förderprogramme aufgesetzt wurden, war die Dynamik da am größten, das kann man sehr gut erkennen und der Bund profitiert ja auch von den Ergebnissen."

In der Rangfolge der Bundesländer ergibt sich an der Spitze ein ähnliches Bild wie 2010: In Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern sind sowohl Schulen wie auch die individuellen Fördermöglichkeiten am besten, dort gibt es die geringste Bildungsarmut. Mecklenburg-Vorpommern verbesserte sich von Platz 15 auf Platz zehn, Hessen von Platz zehn auf Platz sieben, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Schleswig-Holstein dagegen rutschten auf untere Plätze. Trotz erheblicher Fortschritte bildet Berlin wiederum das Schlusslicht. Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, nennt dafür die wesentlichen Gründe:

"Ein zu großer Teil der Berliner Schüler erfüllt nach wie vor nicht die Mindeststandards im Lesen und Schreiben, die für das Erreichen der Ausbildungsreife erforderlich sind. Die Integration ausländischer Jugendlicher gelingt nicht gut. Von 4000 ausländischen Schulabgängern im Jahr 2009 blieben 660 ohne Abschluss. Das entspricht einer Quote von 16,4 Prozent, dieses ist ein absolut inakzeptabler Wert."

Für die Lehrer fordert Hubertus Pellengahr eine leistungsgerechte Bezahlung, nur so könne dem Lehrerberuf endlich zu höherem Ansehen verholfen werden:

"Es darf nicht sein, dass sich nicht die besten Abiturienten für den Beruf des Lehrers entscheiden. Wir müssen den Beruf des Lehrers attraktiver mache, und dazu gehört selbstverständlich auch, dass es eine leistungsgerechte Bezahlung gibt. Und dafür müssen wir aus unserer Sicht uns auch darüber Gedanken machen, ob die Verbeamtung von Lehrern, ob das der richtige Weg ist, ob das nicht letztlich zu eng ist; es muss auch eine Durchlässigkeit geben. Es muss niemand sein Leben lang auch zwingend Lehrer sein, und umgekehrt gewinnen vielleicht auch Leute aus anderen Berufen Lust, an der Schule mitzuwirken, also dass hier die Unternehmen und die Schulen auch näher zusammenkommen."

Ob es vorstellbar wäre, dass ein Physiklehrer mehr verdient als ein Deutschlehrer - einfach, weil es so sehr viel weniger Physiklehrer gibt?

"Bezahlung nach Knappheit kann zumindest kein Tabu sein. Ich empfehle, darüber sehr intensiv nachzudenken."

Als zentrale Herausforderungen sieht die Studie auch weiterhin die Aufgabe, die Bildungsarmut zu reduzieren sowie jedes einzelne Talent zu fördern, um dem demografischen Wandel zu begegnen; wird doch das Fachkräfteangebot ein zunehmend relevanter Faktor für die Wachstumsperspektiven in Deutschland.
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