Aus den Feuilletons

Dem mächtigsten Mann der Welt den Stecker gezogen

Offizielle Twitter Seite von Donald J. Trump, @realDonaldTrump, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
Offizielle Twitter Seite von Donald J. Trump, @realDonaldTrump, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika © imago/imagebroker
Von Klaus Pokatzky · 03.11.2017
Elf Minuten sei die Welt "vor den Twitter-Leuchtraketen aus dem Weißen Haus" sicher gewesen, schreibt die Feuilletonistin der "FAZ". Ein Twitter-Mitarbeiter hatte kurzzeitig Donald Trumps Account gesperrt. Die "Taz" fragt derweil: "Wer gibt das bessere Monster ab, Trump oder Putin?"
"Ist Journalismus noch ein Traumberuf?", fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. "Ein wunderbarer Beruf", antwortet der Journalist Georg Löwisch: "Du darfst neugierig sein, jeden Tag was dazulernen, mit der Sprache arbeiten – und dafür wirst du auch noch bezahlt." Andere schreiben auch unentgeltlich: mit nicht mehr als 140 Zeichen pro Text. "Eine völlig neue Qualität erreicht die Penetranz des Ruhms von Donald Trump", steht im SPIEGEL. "Er ist unablässig in jedem Medium der Welt ein Thema", meint Nils Minkmar. Unablässig in jedem Medium?
Nein, ein kleiner unbeugsamer Twitter-Mitarbeiter hat an seinem letzten Arbeitstag bei dem Kurznachrichtendienst "dem mächtigsten Mann der Welt den Stecker gezogen", wie es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG heißt. "Elf Minuten war die Welt sicher vor den Twitter-Leuchtraketen aus dem Weißen Haus, die Donald Trump unentwegt und batterieweise von dort um den Globus schießt", schreibt Ursula Scheer. "Wer in jenen stillen elf Minuten nach 'realDonaldTrump' suchte, stieß bei Twitter auf die märchenhafte Botschaft: 'Entschuldigung, diese Seite existiert nicht.'" Nach elf Minuten kam sie dann wieder; jetzt wird intern ermittelt, wie der aufsässige Ex-Mitarbeiter der Twitter-Welt elf Minuten ohne Donald bescheren konnte.

Clooney lobt US-Zeitungen

"Im Moment bin ich ziemlich zufrieden." Das sagt George Clooney zu den Medien, deren Texte über 140 Zeichen weit hinausgehen. "Wichtige Zeitungen funktionieren", meint der amerikanische Schauspieler und Filmregisseur im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN: "Schauen Sie sich die New York Times an, die Washington Post, sogar das Wall Street Journal. Ich weiß, ich rede jetzt nur von Zeitungen, aber die stehen derzeit ein für das, was sie berichten. Ich finde, die haben vor der Wahl nicht ihre Pflicht getan, nicht die richtigen Fragen gestellt. Weil keiner dachte, dass Trump gewinnt."
Also doch wieder Trump unablässig, nach den schönen elf Minuten. "Wer gibt das bessere Monster ab, Trump oder Putin?", fragt die Tageszeitung TAZ den Fantasy-Autor und Monsterexperten China Miéville. "Beide sind keine guten Monster", findet der. "Was wirkliche Monster ausmacht, ist ihre Unmenschlichkeit. Trump ist entsetzlich. Aber es hat etwas Mitreißendes, dass bei ihm die Schichten dieses höflichen Scheißdrecks, die sonst über dem politischen Geschäft liegen, einfach nicht da sind. Putin ist ein brutaler Macher, und ich denke, dass ich ihn als politischen Gegner mehr respektiere. Respektiere, nicht bewundere."

Trabi wird zur Legende

Da brauchen wir jetzt mal etwas Erholung. "Am 7. November 1957 ging der 'Trabi' in Produktion – er wird also 60", gratuliert die TAZ schon mal vorab einer Legende auf vier kleinen Rädern. "Das Auto war in der DDR eine sichere Geldanlage – und ist es immer noch", schreibt Helmut Höge. "Selbst gemietet wird der Trabant, vor allem als Cabriolet, immer teurer: In der Sächsischen Schweiz kosten zwei Stunden mit einem normalen Trabant 49 Euro und in Berlin 89 Euro."
Zwanzig Jahre älter als der Trabi ist eine andere Legende. "Man ist quasi in Klausur", erzählt im Interview mit der Tageszeitung DIE WELT der Tenor René Kollo über seinen einsamen Beruf: "Man redet nicht, wenn man am nächsten oder übernächsten Tag 'Tannhäuser' oder 'Tristan' singen muss. Das war für meine Frau sicher nicht sehr angenehm." Anfang nächsten Jahres geht er noch mal auf "eine Tour mit zwanzig Konzerten. Ich lese aus meinen Memoiren, die Leute lachen sich tot, und ich singe das, wovon ich gerade lese". Und dann noch eine Altersweisheit des in knapp zwei Wochen Achtzigjährigen: "Das Einzige, was die Stimme belastet, ist das Reden. Der Glanz der Stimme ist weg, wenn man zu viel geredet hat."
Also Schluss jetzt.
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