Alfred Nobel

Warum ein Erfinder die Nobelpreise stiftete

Eine Medaille mit dem Kopf von Alfred Nobel
Eine Medaille mit dem Kopf von Alfred Nobel (Bild: dpa) © Kay Nietfeld dpa
Von Björn Dake  · 10.12.2015
In seinem Testament begründete Alfred Nobel vor 120 Jahren eine Stiftung zur Verleihung von Preisen für Wissenschaft, Literatur und Frieden. Seiner Familie gönnte der reiche, schwedische Industrielle sein Geld nicht - einige in Nobels Familie waren außer sich.
Alfred Nobel war komisch, da ist sich Gustav Källstrand sicher. Eigenartig, einsam, deprimiert. Der Historiker des Nobelmuseums in Stockholm schaut in eine Kopie des Testaments und schmunzelt.
"Nobels größte Angst war, lebendig begraben zu werden. Hier steht, dass er möchte, dass seine Pulsadern aufgeschnitten werden. Damit er sicher sein kann, dass er tot ist. Dann will er verbrannt werden und dann erst begraben. Das steht da tatsächlich. Aber nicht so bekannt die Geschichte."
Der letzte Wille des genialen Erfinders ist für den Historiker noch immer ein Rätsel. Die vier Seiten lassen viele Fragen offen, auch weil Nobel sie ohne Anwalt beschrieben hat:
Juristen: "Nobel mochte überhaupt keine Juristen und Anwälte. Er nannte sie Paragraphenparasiten oder Formalitätsparasiten. Die würden doch nur Geld an den Problemen anderer verdienen. Auf seinem Testament sieht man seine Unterschrift, und die Unterschriften von vier anderen Personen, das sind Zeugen, die bezeugen, dass er beim Schreiben bei vollem Verstand gewesen sei. Er war also nicht verwirrt oder so."
Eine Verwechslung ist wohl schuld, dass Nobel das Testament vor 120 Jahren aufsetzte. Acht Jahr vor seinem Tod liest er in der Zeitung einen Nachruf über sich, dabei war sein Bruder Ludvig gestorben.
Nachruf:

"Das was in den Zeitungen stand war nicht besonders schmeichelhaft. Da stand: Dieser Mann könne nur schwer als ein Wohltäter der Menschheit bezeichnet werden. Nobel fand das vermutlich ungerecht. Das Testament könnte seine Art gewesen sein, der Welt zu zeigen, wer er eigentlich war."
Einer der reichsten Männer der Welt
Nobel war einer der reichsten Männer der Welt. Er arbeitete wie ein Besessener, meldete mehr als 350 Patente an. Doch seiner Familie gönnte er das Geld nicht.
"Alfred Nobel wollte nicht, dass irgendweile Nachkommen sein Erbe bekommen. Er fand, dass geerbte Vermögen nicht gut ist. Das mache die Menschen faul. Er wollte, dass Menschen das Geld bekommen, die hart für ihren Erfolg gearbeitet haben, und gute Ideen haben. Besonders gerne Forscher, die es vielleicht schwer haben mit ihren Ideen Geld zu verdienen."
Nobel war begeistert von Naturwissenschaften und Literatur. Er sprach fünf Sprachen, kam in der Welt herum. Aber offenbar fehlte ihm jemand, mit dem er seine Begeisterung teilen konnte. Bis eine Frau in sein Leben trat: Bertha von Suttner.
"Sie hat zwei Wochen lang bei ihm gearbeitet. Sie hatten vorher Briefkontakt. In dieser Zeit fragte Nobel Bertha von Suttner, ob ihr Herz frei wäre, wir denken, dass das bedeutet, dass er an ihr interessiert war. Das Problem war, dass sie Nein antwortete. Sie hatte nämlich einen Verlobten mit dem sie zusammen wohnte und sie heiratete jemand anders. Wir wissen nicht, ob es Liebe zwischen ihnen vielleicht später gab, aber zumindest war er beeindruckt von ihr und interessiert an ihr."
Von Suttner war Schriftstellerin, Friedensforscherin und Pazifistin. Vermutlich hat sie Nobel inspiriert, einen Teil seines Erbes für einen Friedenspreis zu stiften.
Einige in Nobels Familie waren außer sich. Sie versuchten, das Testament anzufechten. Überrascht waren auch die Institutionen, die der Erfinder mit der Vergabe der Preise beauftragte. So dauerte es fünf Jahre, bis die ersten Nobelpreise vergeben werden konnten – so wie heute an Nobels Todestag. Die diesjährigen Preisträger hält der Historiker Källstrand für sehr passend.
"Wenn man den Medizinpreis ansieht: Das ist Basisforschung, um Medizin gegen Parasiten und Malaria zu entwickeln. Das ist sehr praktisch verwendbar. Das ist klar, dass würde Nobel gefallen. Wenn man den Physikpreis anschaut: Das ist überhaupt nicht praktisch. Es geht um die Masse von Neutrinos. Das ist auf eine andere Art interessant, denn es erklärt wie die Welt funktioniert. Also ich denke, dass Alfred Nobel zufrieden wäre. Ich hoffe es jedenfalls."
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