AfD-Leaks

"Wir müssen die Medien unterwandern"

Der ehemalige AfD-Landesvorsitzende in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg
Der ehemalige AfD-Landesvorsitzende in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg © pa/dpa/arifoto
21.06.2017
Im Internet sind Chatprotokolle einer internen WhatsApp-Gruppe von AfD-Funktionären aus Sachsen-Anhalt geleakt worden. Darin fordert AfD-Landeschef André Poggenburg "Deutschland den Deutschen" und ein anderer will unserem Landeskorrespondenten "den Schlips enger ziehen".
Die im Internet veröffentlichten Chatprotokolle einer WhatsApp-Gruppe von AfD-Funktionären offenbart einiges über den Gedankenhorizont dieser Partei. Da schreibt der AfD-Landesvorsitzende André Poggenburg "Deutschland den Deutschen" und versieht das Ganze mit einem Smiley.
Ein anderes Mitglied der Gruppe fordert:
"Wir müssen die Medien unterwandern, sonst wird es ganz schwer. Mit der Machtübernahme muss ein Gremium alle Journalisten und Redakteure überprüfen und sieben. Chefs sofort entlassen, volksfeindliche Medien verbieten."
Das merkwürdige Verhältnis mancher AfD-Funktionäre zur Presse offenbart sich auch in einer Äußerung eines Gruppenmitglieds, die sich gegen unseren Landeskorrespondenten in Sachsen-Anhalt, Christoph Richter, wendet:
"Irgendwann sollte man Herrn Richter vom Deutschlandfunk den Schlips mal etwas enger ziehen. Ach stimmt ja, ist ein Alt68er, die tragen ja die Hemden offen, damit die Holzwolle auf der Brust rauswachsen kann."
"Das ist eine Eskalationsstrategie, man will Leute diskreditieren. Das Problem ist, dass man damit eine aggressive Stimmung schürt", sagt unser Landeskorrespondent Christoph Richter in einer ersten Stellungnahme.

"Kühl reagieren und die Menschen darauf ansprechen"

Im "Studio 9" äußerte sich Richter am Nachmittag außerdem dazu, wie er mit den Drohungen gegen seine Person umgehen will. Der juristische Weg bringe nichts, sagte er. Stattdessen habe er sich für eine "Konfrontationsstrategie" entschieden: "Also kühl reagieren und die Menschen darauf ansprechen. Was dann passiert, ist immer dasselbe: Man will es auf einmal nicht geschrieben haben. Der Magdeburger Landtagsabgordnete, den ich gestern noch darauf angesprochen habe, will es gar nicht gewesen sein, er pöbelt rum. Man merkt, er hat gar keine Argumente. Fragt man, ja sind Sie denn auf der Maus ausgerutscht, wie damals Frau von Storch. Da werden die fuchsteufelswild."
Im Landtag Sachsen-Anhalt waren die Afd-Leaks heute bereits Gegenstand einer Debatte, erklärte Richter im weiteren. "Das wurde sehr hitzig diskutiert", sagte Richter. "Die Meinung war ziemlich eindeutig. Hier wird gehetzt, gepöbelt. Die Sprache der AfD greife bewusst auf Versatzstücke aus dem Nationalsozialismus zurück, so zumindest hat es die SPD gesagt. Die Grünen unterstreichen, dass einzelne Aussagen auf strafrechtliche Relevanz überprüft werden müssten. Gerade hinsichtlich eines Bundespolizisten, der sich in den Chatprotokollen sehr, sehr markant und sehr eindeutig geäußert hat."
(abu/thg)
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