Ton-Collage über die Faszination an Serienmördern

Böses Blut

Die Entdeckung eines der Opfer der Whitechapel-Morde im Jahr 1888.
Die Entdeckung eines der Opfer der Whitechapel-Morde im Jahr 1888. © picture-alliance / Mary Evans Picture Library
Von Jürgen M. Thie · 31.07.2021
Jack the Ripper in London und Fritz Haarmann in Hannover gelten als die berühmtesten Serienmörder der Kriminalgeschichte, die Figur Hannibal Lecter im Film "Das Schweigen der Lämmer" faszinierte 1991 das Massenpublikum. Serienkiller sind mediale Superstars.
Mit Serientätern lässt sich Kasse machen. Das gilt für die Boulevard-Presse, aber auch für Kriminalliteratur und Kino. Wie aber konnte es zu diesem Phänomen kommen? Was macht den Reiz aus? Ist es der Thrill, die Angstlust? Oder personifiziert sich im Serienkiller das Böse schlechthin, der Teufel in Menschengestalt, wie er seit dem Mittelalter im kollektiven Bewusstsein alptraumhaft herumspukt?
In seiner collagierten Spurensuche geht Jürgen M. Thie von der Prämisse aus, dass die moderne Globalisierungsgesellschaft die fiktive Konfrontation mit dem wohl schockierendsten und unerträglichsten aller menschlichen Antihelden braucht – als einzig wirksame Katharsis gegen die neue Qualität globaler Ängste und Katastrophenphantasien.

Böses Blut
Serienkiller Superstar
Von Jürgen M. Thie
Regie: Jürgen M Thie
Mit Stephan Harbort, Stefan Höltgen, Michael Wetzel, Kathrin Kompisch und Roland Seim
Produktion: Deutschlandfunk 2008
Länge: 54’17

Jürgen M. Thie, Jahrgang 1947, ist Autor, Regisseur und Toningenieur komplexer Ton-Collagen wie z.B. "Fleisch durch den Wolf. Die Néo-polar-Thriller des Jean-Patrick Manchette" (mit Hein Brühl, Dlf/WDR 2006), "Von Kopf bis Fuß. Das Gesamtkunstwerk Marlene Dietrich" (Dlf 2001), zu Stanley Kubrick, zur Kryptologie oder zur Erotik der Stimme. Für "Töne einer Ausstellung", eine Tondokumentation über die Vorbereitungen zu einer Ausstellung im Museum Ludwig, erhielt er 2010 den Kölner Medienpreis.