Mitternachtskrimi

Der Mordprozess Mary Dugan

USA,historischer Gerichtssaal
Einziger Schauplatz: der Gerichtssaal © imago stock&people
Von Bayard Veiller  · 15.06.2019
"Hier Broadcasting Company Chicago. Es folgt eine Reportage von der Gerichtsverhandlung gegen die berühmte Tänzerin Mary Dugan - direkt aus dem Saal 4 des Großen Justizgebäudes in Chicago." So beginnt das älteste erhaltene Kriminalhörspiel des Südwestfunks - ein kurioses Beutestück aus dem Bühnenrepertoire.
Die 30-jährige Tänzerin Mary Dugan ist des Mordes an dem vielfachen Millionär Edgar Rice angeklagt. Rice wurde mit Marys Messer erstochen; sie selbst saß, teilnahmslos und mit Blutflecken übersät, in einem Sessel neben der Leiche. Vor Gericht stellt sich heraus, dass Mary nicht nur zu Edgar Rice, sondern auch zu einigen anderen vermögenden Männern ein Verhältnis unterhielt, vor allem in der Absicht, ihrem Bruder Jimmy Ausbildung und Studium zu finanzieren. Mary leugnet die Mordtat, doch ihre Glaubwürdigkeit wird schwer erschüttert, als sie gesteht, dass Rice sich ihretwegen von seiner Frau trennen und sie zur Erbin seines Vermögens machen wollte.
Nun können Mary nur noch die forensischen Tatsachen helfen, ein unverhoffter Zeuge - oder ein neuer Anwalt.
In der Rolle des Sonderberichterstatters Fred Smith, der die Gerichtsverhandlung wie ein Fußballspiel kommentiert, verlieh der damalige SWF-Hörspielchef Christian Boehme dem erfolgreichen Bühnenstück die radiophone Form einer transatlantischen Live-Reportage. Allein die Unterbrechung durch Werbung - ausgerechnet für ein Ehevermittlungsinstitut - dürfte die deutschen Ohren vor 70 Jahren sehr befremdet haben.
Der Mordprozess Mary Dugan
Von Bayard Veiller
Bearbeitung: Christian Böhme
Regie: Gerd Beermann
Mit Irmgard Weyrather, Hilda Richter, Claire Ruegg, Käthe Everett, Arno Ebert, Heinz Schimmelpfennig, Hans Goguel, Ernst Sladeck, Hanns Ernst Jäger u.a.

Produktion: SWF 1948
Länge: ca. 54' (mono)