Libanesische Frauen und ihre Dienerinnen

Die Freiheit der anderen

41:40 Minuten
Eine junge Frau (namentlich Zola; im Bild rechts) mit T-Shirt und Mütze steht neben einen älteren Frau, ihrer Dienstherrin (links), in Gewand und Kopftuch
Aghsan und ihr Dienstmädchen Zola im Wohnzimmer im Süden des Libanon © Deutschlandradio / Charlotte Bruneau
Von Charlotte Bruneau und Stephanie Rohde · 22.10.2019
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Ist libanesischen Frauen ein einigermaßen emanzipiertes Leben erst möglich durch die Unterdrückung ausländischer Frauen? - Im Libanon arbeiten über 250.000 Dienstmädchen aus Asien und Afrika. Hinter geschlossenen Türen leben sie unter sklavenartigen Bedingungen.
Sie haben oft keinen Tag im Monat frei, die meisten dürfen das Haus alleine nicht verlassen, müssen ihren Reisepass abgeben und werden nicht selten geschlagen oder durch Essensentzug bestraft. Sie können ihr Dienstverhältnis nicht kündigen. Wenn sie weglaufen, werden sie als Illegale von der Polizei gesucht. Jede Woche stirbt mindestens ein Dienstmädchen durch unbekannte Ursachen.
Diese Zustände gelten zwar auch im Libanon selbst als problematisch, dennoch ist das sogenannte Kafala-System fest in der Gesellschaft verankert. Für den Haushalt sind die Frauen verantwortlich. Unterstützung für die Pflege von Angehörigen oder die Kinderbetreuung gibt es kaum vom Staat. Deshalb stellen libanesische Frauen aus allen Schichten und Religionsgruppen billige Arbeitskräfte ein - nicht nur wenn sie selbst arbeiten gehen wollen.
Die Gesellschaft erwartet von den Frauen eine strenge Hand bei der Führung ihrer Angestellten. Entsprechend hart gehen sie mit den Dienstmädchen um, die sie gleichzeitig nicht selten als ihre Tochter bezeichnen. Wie bewegen sich libanesische Frauen in diesem Spannungsverhältnis? Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Ist die Unterdrückung einer anderen Frau der Preis für die eigene Freiheit?

Die Freiheit der anderen
Libanesische Frauen und ihre Dienerinnen
Von Charlotte Bruneau und Stephanie Rohde

Regie: Hüseyin Michael Cirpici
Es sprachen: Lisa Bihl-Weber, Janina Sachau, Nagmeh Alaei, Susanne Flury, Joana Tscheinig und Heiko Obermöller
Ton und Technik: Gunther Rose und Katrin Fidorra
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Dlf 2019

Charlotte Bruneau hat Politikwissenschaften, Afrikanistik und Nahostwissenschaften in Paris, Berlin und London studiert. Sie arbeitet seit 2010 als freiberufliche Journalistin und Filmregisseurin mit Schwerpunkt auf dem arabischen Raum, Ostafrika und den Auslandsbeziehungen der EU.
Stephanie Rohde hat Politikwissenschaften, Philosophie, Geschichte und Zentralasienwissenschaften in Freiburg, Isfahan und Berlin studiert. Sie arbeitet seit ihrem Volontariat beim Deutschlandradio als freie Hörfunkjournalistin.