"Heimat ist dort, wo kein Hass ist"

Von Doris Netenjakob · 05.02.2010
Als junger Leutnant marschierte Wladimir Gelfand 1945 mit der Roten Armee in das zerstörte Berlin ein. Seine Erlebnisse vertraute er einem Tagebuch an und wurde so zum Chronisten der "Stunde null". Damals hätte er sich nicht vorstellen können, dass genau fünfzig Jahre später seine Familie die Ukraine verlassen und nach Berlin ziehen würde.
Und dass ausgerechnet hier sein "Deutschland-Tagebuch" erscheinen würde. Gelfand selbst hat all das nicht mehr erlebt, er starb mit sechzig Jahren in der Ukraine an den Spätfolgen einer Kriegsverletzung. Sohn Vitaly und Wladimir Gelfands Witwe Bella können davon erzählen, wie staatliche Willkür und fortdauernder Antisemitismus in der Ukraine die ohnehin bedrängten Lebensverhältnisse der Familie verschärften. Man entschloss sich zur Ausreise. Der Sohn sagt heute: "Heimat ist dort, wo man sich sicher und als Mensch fühlen kann. Wo man durch das Gesetz geschützt ist und wo kein Hass ist."