Deutschlands Einsatz in Afghanistan

Der verlorene Frieden (1/6) - Nation Building

27:10 Minuten
Deutsche Soldaten in gepanzerten Fahrzeugen am Flughafen beim Bundeswehrstandort Camp Marmal in Mazar-i-Sharif . Afghanistan . 22.08.2006
Deutsche Soldaten in gepanzerten Fahrzeugen in Mazar-i-Sharif © imago/Thomas Koehler
Feature-Serie von Marc Thörner · 21.12.2021
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Schulen und Universitäten öffnen ihre Tore, Frauenrechte werden gestärkt, Afghanistans Zivilgesellschaft blüht. – Das ist die Vision der internationalen Schutztruppe, an der sich Ende 2001 auch Deutschland beteiligt. Nach dem chaotischen Abzug 2021 und der Rückkehr der Taliban an die Macht ist davon nichts geblieben.
Nirgendwo hat sich Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg militärisch stärker engagiert. Mit einer – so die Selbsteinschätzung - wegweisend neuen „zivilmilitärischen“ Strategie: Bundeswehrsoldaten treten nicht als Besatzer auf, sondern als Freunde der Einheimischen.
Nach jahrzehntelangem Krieg und den Terroranschlägen des 11. September soll Afghanistan von den Taliban befreit, und wieder aufgebaut werden. Nie wieder soll das Land zur Basis des internationalen Terrorismus werden. Doch viel schneller als man wahrhaben will, wird die vermeintliche Entwicklungshilfemission zum Kriegseinsatz.
Marc Thörner war seit 2006 immer wieder in Afghanistan. Die Serie entstand im Winter 2020/21 kurz vor angekündigten dem Abzug der internationalen Truppen. Thörner hat mit Deutschen, Entscheidungsträgern und Zeitzeugen gesprochen. Vieles, was zu diesem Zeitpunkt noch düstere Prognose war, ist wenige Monate später eingetreten.
(1/6) Nation Building
Aufbrüche prägen Anfang der 2000er Jahre am Hindukusch das Bild. Die Bundeswehr übernimmt die Sicherheitsverantwortung für neun Provinzen, baut Brunnen, Brücken, Schulen als Teil der ISAF, der International Security Assistance Force, wie die internationale Afghanistan-Schutztruppe sich nennt.
Ahmed Hashemi gründet eine Zeitung, beschäftigt 50 Mitarbeiter, später arbeitet er im Bildungsministerium für die Regierung Karsai. Bundeswehroberst Reinhard Erös sammelt bei Unterstützern Geld und beginnt überall im Land, Schulen und Krankenstationen zu bauen. Der Autor kommt 2006 zum ersten Mal ins Land und besucht das deutsch geführte Regionalkommando Nord, die größte Bundeswehrbasis außerhalb des Staatsgebiets. Da sind die ersten Kameraden bereits gefallen, der Anschlag wird da noch als Unfall bezeichnet. Und auch sonst gibt es erhebliche Verständigungsprobleme.

Der verlorene Frieden
Deutschlands Einsatz in Afghanistan
(1/6) Nation Building
Feature-Serie von Marc Thörner

Regie: Matthias Kapohl
Es sprach: Marc Thörner
Ton und Technik Wolfgang Rixius, Gunter Rose und Oliver Dannert
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Deutschlandfunk 2021

Eine Wiederholung vom 16.02.2021

Marc Thörner wurde 1964 in Hamburg geboren. Der Journalist und Sachbuchautor erhielt 2009 den Otto-Brenner-Preis für einen investigativen Beitrag über Afghanistan. Schwerpunkte seiner Arbeit sind außerdem die Maghreb-Länder, die Golfstaaten, der Irak und Pakistan.


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