Der unwahrscheinliche Weg der Angela M.

Merkel-Jahre (3/6) – Eins und eins

42:39 Minuten
Schröder gratuliert Merkel zur Kanzlerschaft
Gerhard Schröder gratuliert Angela Merkel zur Kanzlerschaft © picture alliance / dpa | Peer Grimm
Feature-Serie von Stephan Detjen und Tom Schimmeck · 27.07.2021
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Angela Merkel, nun Chefin der CDU, wird bald als „Physikerin der Macht“ beschrieben, als stille Kraft, die alles „vom Ende her“ denkt. Der lärmenden Boy-Group des Noch-Kanzlers Gerhard Schröder setzt sie ihr stilles „Girls Camp“ entgegen. Der Erfolg kommt schneller als erwartet.
Sie hat Edmund Stoiber den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur gelassen. Er verliert knapp. Nach der Wahl 2002 experimentiert Angela Merkel als neue Oppositionschefin damit, der Christenunion ein neues Gesicht zu geben. Auf einem Parteitag in Leipzig inszeniert sie sich als eine Art Margaret Thatcher light, mit deutlich neoliberaler Programmatik.
Doch bei der Wahl 2005 fährt die CDU ein miserables Ergebnis ein: 35,2 Prozent, weit unter allen Erwartungen. Für ein Bündnis mit der FDP reicht es nicht. Merkel rollt die Fahnen ihrer "neuen sozialen Marktwirtschaft" ein, schmiedet ein Bündnis mit der SPD und zieht als erste Frau ins Kanzleramt.
Ihre nüchterne, am Detail schraubende Art wird stilprägend für die deutsche Politik. Schon bald aber werden auch Klagen über einen Mangel an politischer Debatte, ein "neues Biedermeier", eine um sich greifende "Lethargokratie" laut. Das ändert sich auch nicht, als es vier Jahre später doch noch zur Wunschkoalition mit der FDP kommt.
Im Regierungsalltag tun sich viele Konflikte mit den ganz auf Steuersenkungen fokussierten Liberalen auf. Nach vier Jahren verschwindet die eben noch enorm erfolgreiche FDP aus dem Bundestag. Auch in der CDU wünscht sich mancher mehr konservativen Kampfgeist, sehnt sich nach dem "großen Wurf". Doch Merkels Kanzleramtsmaschine stampft weiter wie bewährt.
Zeitzeugen: Edmund Stoiber, Ex-CSU-Chef und Kanzlerkandidat; Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Ex-FDP-Justizministerin; Franz Müntefering, Ex-SPD-Chef und Vizekanzler u.a.

Merkel-Jahre
Der unwahrscheinliche Weg der Angela M.
(3/6) Eins und eins
Feature-Serie von Stephan Detjen und Tom Schimmeck

Ton und Regie: Tom Schimmeck
Es sprachen: Annette Burchard, Stephan Detjen und Tom Schimmeck
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Deutschlandfunk 2021

Stephan Detjen, 1965 in Bayreuth geboren, ist Chefkorrespondent des Deutschlandradios und leitet das Hauptstadtstudio in Berlin und das Studio Brüssel. Von 1997 bis 1999 war der Jurist und Historiker rechtspolitischer Korrespondent in Karlsruhe. Als Buchautor hat er sich mit Fragen des Verfassungsrechts und der politischen Öffentlichkeit beschäftigt. Die Kanzlerin Angela Merkel beobachtet er von Anfang an aus der Nähe.

Tom Schimmeck, 1959 in Hamburg geboren, arbeitet seit 1979 als politischer Journalist für Presse und Hörfunk. Über Helmut Kohls ersten Wahlsieg 1983 berichtete er aus Bonn. Seit 2004 macht er Radiofeatures für den Deutschlandfunk und die ARD. Seine Arbeit wurde u.a. mit dem Otto-Brenner-Preis, dem Ernst-Schneider-Preis, dem Schweizer Featurepreis, dem RIAS-Radiopreis und dem Alternativen Medienpreis ausgezeichnet.

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