Das Feature

Der Fall Feltrinelli

Claus Lüpkes · 13.09.2002
Giangiacomo Feltrinelli zählt zu den erfolgreichsten Verlegern Italiens: mit der Veröffentlichung von Lampedusas "Der Leopard" und Pasternaks "Doktor Schiwago" hat er Literaturgeschichte geschrieben. Zugleich war er eine der schillerndsten Figuren der italienischen Nachkriegszeit: als Spross einer reichen Mailänder Familiendynastie und millionenschwerer Erbe war er in den mondänsten Kreisen zuhause. Schon der Achtzehnjährige hatte sich am bewaffneten Kampf der antifaschistischen "Resistenza" beteiligt. Er wurde Kommunist, schloss Freundschaft mit Fidel Castro und Che Guevara und begeisterte sich für die kubanische Revolution. 1970 schließlich taucht Feltrinelli ab in den Untergrund, führt eine subversive Existenz mit falschen Namen und gefälschten Pässen, ist angeblich an Anschlägen beteiligt. Bis man ihn am 14.März 1972 tot neben einem Hochspannungsmast in der Nähe von Mailand findet: versehentlich vom eigenen Sprengsatz zerfetzt - so die amtliche Darstellung, an der bis heute Zweifel bleiben.