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Einigung im Tarifstreit
Post behält umstrittene Billigtöchter

Die Deutsche Post und die Gewerkschaft ver.di haben sich nach einem dreitägigen Verhandlungsmarathon auf ein umfangreiches Tarif-Paket geeinigt. Die Gehaltserhöhungen liegen dabei deutlich unter den Vorstellungen der Gewerkschaft. Auch die umstrittenen Post-Töchter bleiben.

Von Anke Petermann | 06.07.2015
    Das Logo der Deutschen Post
    Das Logo der Deutschen Post (Martin Schutt/dpa)
    Gewerkschafter und Paketzusteller hatten den Verhandlungsmarathon mit Streik- und Protestaktionen flankiert. Ihr dringendster Wunsch war, dass die Post ihre neuen Regionalgesellschaften auflöst, also:
    Ver.di-Gewerkschafterin: "Wir wollen, dass die Post so bleibt wie sie ist, dass diese 'Deliverys' abgeschafft werden."
    Paketzusteller: "Dass das aufhört oder am besten ganz zurückgenommen wird. Das ist praktische eine Zweiklassengesellschaft, die wir hier bei der Post haben!"
    Doch bei der Zweiklassengesellschaft im Paketgeschäft des Post-Konzerns bleibt es: Die 6500 Beschäftigten bei den neuen regionalen Töchtern namens "Delivery" werden weiter nach bescheidenem Logistiktarif bezahlt, die 7.600 Post-AG-Zusteller nach komfortablem Haustarif. Das macht eine Stundenlohn-Differenz von etwa vier Euro. Der Konzern verzichtet aber darauf, seinen Paketzustellern unbefristete Verträge nur noch in den Billigtöchtern zu bieten. Verhandlungsführerin Melanie Kreis:
    "Wir haben nämlich zugesichert als Deutsche Post AG, dass die Paket-Zusteller – das sind ungefähr 7600, die derzeit bei der Deutschen Post AG sind - dort weiter als Paketzusteller arbeiten werden, also ein ganz großer Teil der Paketzustellung bleibt in der Deutschen Post AG."
    Konzernchef Appel setzt sich durch
    Die will ihre jungen Regionalgesellschaften mit Neueinstellungen zum Logistiktarif dennoch kostengünstig ausweiten, um das Wachstum im boomenden Paketsektor mitzunehmen. Die "Delivery"-Gesellschaften aufzulösen, hatte Konzernchef Frank Appel daher von vorn herein als unverhandelbar bezeichnet. Damit setzte er sich durch und spricht nun von einem "guten Tag" für Unternehmen, Kunden und Mitarbeiter.
    Bei der Post AG müssen sich die 140.000 Tarifbeschäftigten mit einer Lohnerhöhung aus Einmalzahlung in diesem Jahr, 2 Prozent Plus 2016, 1,7 Prozent 2017 zufrieden geben, weit unter dem verlangten Plus von 5,5 Prozent. Die erwünschte Arbeitszeitverkürzung fällt aus. All das Zugeständnisse, damit der Konzern vom Kurs der Tarifvermeidung, manche sagen "Tarifflucht", zumindest für die jetzt noch Beschäftigten abgeht. Ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis:
    "Auch die in der Briefzustellung, in der Verbundzustellung wissen, dass sie weiter einen Arbeitsplatz bei der Post haben und dass sie weder gekündigt noch änderungsgekündigt werden, und das sehen wir als sehr hohes Gut an. Und wir glauben, die Beschäftigten in den Betrieben werden mit dieser Lösung sehr zufrieden sein."
    Sollte es anders sein - zumindest die Zufriedenheit der Post-Kunden dürfte zunehmen, wenn nach Streikende in der Nacht zu Dienstag im Lauf der Woche Briefe und Päckchen wieder pünktlich eintreffen.