Dienstag, 07. Mai 2024

Archiv

Presseschau
Die Kunst, Frieden zu schließen

Im belgischen Ypern haben die EU-Staats- und Regierungschefs an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erinnert - und an die 17 Millionen Menschen, die ums Leben kamen.

26.06.2014
    Verschiedene deutsche Tageszeitungen liegen auf einem Tisch.
    Verschiedene deutsche Tageszeitungen liegen auf einem Tisch. (dpa / Jan Woitas)
    Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN meinen:
    "Es ist durchaus eine Kunst, einen tragfähigen, dauerhaften Frieden zu schließen: Diese eine Lehre lässt sich aus dem Ersten wie aus dem Zweiten Weltkrieg ziehen. Die zweite Lehre stand den Spitzenpolitikern der EU beim Gedenken in Ypern vor Augen: Aus einem auf den ersten Blick eher kleinen Anlass - dem Attentat von Sarajewo - kann eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes werden, wenn die Akteure Nerven, Vernunft und vor allem ihre Verhandlungsbereitschaft verlieren."
    Die Staatsmänner von damals hätten sich als "harte Kerle" gefallen, kritisiert die BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG und stellt fest:
    "Solche Macho-Politiker gibt es heute auch noch: Wladimir Putin zum Beispiel, aber auch einige Euroskeptiker. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die maßgeblichen Kräfte im Gespräch miteinander bleiben, zum Beispiel auf EU-Gipfeln."
    Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lobt die Rolle der Europäischen Union bei der Wahrung des Friedens:
    "1914 hatten in vielen Hauptstädten Falken Aufwind, gerieten Umsichtige ins Hintertreffen. Es gab zwar ein weitverzweigtes Bündnissystem, aber kaum systemische Korrektive. Das ist in der EU anders. Das engmaschige Netz gegenseitiger Kontrollen, permanenter Kompromisse und Zugeständnisse ist erstaunlich immun gegen die Störversuche Einzelner. Sollte die Staatsfinanzkrise mit aller Macht zurückkehren, könnte die Belastbarkeit allerdings auf eine neue Probe gestellt werden. Dann kommt es auf die Umsichtigen an. Es ist nie gut, wenn allzu viele Falken zur gleichen Zeit Aufwind haben."
    Das Düsseldorfer Landgericht hat entschieden, dass ein 75-jähriger Raucher nach 40 Jahren seine Mietwohnung räumen muss. Der Grund: Er habe seine Nachbarn mit Zigarettenqualm belästigt.
    "So weit ist es also gekommen, dass Raucher bald unter Brücken kampieren müssen",
    empört sich die THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG.
    "Armer Mieter. Armes Deutschland."
    Mit dieser Kritik steht sie unter den Kommentatoren allerdings ziemlich alleine da. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG meint, das Gericht habe zu Recht eine "Stopplinie" gezogen:
    "Der Genuss zu Hause findet dort seine Grenzen, wo er andere chronisch belästigt und gefährdet. Der Anwalt des Rauchers sprach von einer schlechten Nachricht für Mieter. Tatsächlich ist es genau umgekehrt: Die Mehrheit, auch der Mieter, ist nun besser geschützt gegen Rücksichtslose."
    Der TRIERISCHE VOLKSFREUND stellt klar:
    "Nicht 'Wie hältst du es mit dem Rauchen?' wollten die Richter wissen, sondern: 'Wie hältst du es mit dem Lüften?'. Und genau das ist der Punkt, auf den es ankommt. Der Verurteilte hat die Belästigung für seine Wohnungsnachbarn unnötig verschärft, sein Gedünst in den Hausflur entsorgt, seine Bude so verräuchert, dass es förmlich durch die Decke drang. Anders formuliert: Er hat sich zutiefst asozial verhalten."